Effizientes Lernen mit KI in der Führungskräfteentwicklung
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Effizientes Lernen mit KI in der Führungskräfteentwicklung
Vielleicht ist der erste KI-Hype schon vorbei, doch er ebnet den Weg für eine realistischere Betrachtung. In unterschiedlichen Branchen schreitet die KI-Transformation verschieden schnell voran.
Die Trainingsbranche gehört jedoch zu den Vorreitern: Machine Learning hat enormes Potenzial, menschliches Lernen effizienter, effektiver und kostengünstiger zu gestalten. Seit 2023 experimentieren wir als Anbieter von Führungskräfteentwicklung intensiv mit Künstlicher Intelligenz und teilen gerne unsere Erfahrungen:
KI im Unternehmensalltag: Feste Routine in Meetings
Seit eineinhalb Jahren hat KI einen festen Platz in jedem Unternehmensleitungsmeeting. Mindestens ein aktuelles Thema wird dabei durch ein LLM (Large Language Model) um eine Perspektive oder Empfehlung ergänzt.
Diese Praxis hat sich bewährt und ermöglicht fundiertere Entscheidungen mit minimalem Zeitaufwand. Experimente mit automatischer Protokollierung haben sich hingegen als weniger erfolgreich erwiesen.
Im August 2023 haben wir AICO (Artificial Intelligent Co-Trainer) ins Leben gerufen, der seitdem mit Energieübungen, Musikauswahl, Transferaufgaben und als Wissensquelle für Teilnehmer:innenfragen im Seminar unterstützt. Kurz darauf testeten wir ein erstes ChatGPT-Rollenspiel in einem Seminar und waren beeindruckt vom positiven Teilnehmer:innen-Feedback. Anfangs gaben wir die Prompts als Transferaufgabe mit.
KI-Transformations-Roadmap: Planung auf Unternehmensebene
Im Jänner 2024 starteten wir eine unternehmensweite KI-Transformations-Roadmap. Das bedeutet, dass wir in wesentlichen Unternehmensbereichen quartalsweise planen, wie KI genutzt werden kann, um sicherzustellen, dass die gesamte Organisation in diese Entwicklung einbezogen wird.
In unserem OKR-Planungsmeeting (Objectives and Key Results) für das zweite Quartal haben wir festgelegt, dass kein Angebot an Kunden mehr ohne eine KI-Komponente verschickt wird, die mindestens 10 % der Lernreise umfasst. Kunden haben weiterhin die Wahl, die bislang kostenfreien KI-Komponenten optional zu buchen.
KI-Labor: Ein Rollenspiel-Center für die Praxis
Für das dritte Quartal haben wir geplant, ein KI-Labor auf unserer Webseite einzurichten, in dem alle Anwendungen gebündelt getestet und genutzt werden können. Dieses Labor umfasst ein Rollenspiel-Center für verschiedene Führungskommunikations-Situationen. Die Teilnehmenden schlüpfen dabei in die Rolle der Führungskraft, während die KI die Rolle der Mitarbeitenden übernimmt.
Eine Tastatur ist nicht mehr nötig – das Rollenspiel erfolgt über Sprechen und Hören. Nach Abschluss erhalten die Führungskräfte zielgerichtetes Feedback, das auf die gelernten Kommunikationsmodelle Bezug nimmt. Das Rollenspiel kann beliebig oft wiederholt werden, nicht nur im Seminar, sondern auch, wenn die Situation in der Realität bevorsteht.
Die Zukunft des Lernens: Von 2D-Avataren bis zu „Superpowers“
So wie die Wissensvermittlung im Training in den letzten 20 Jahren durch E-Learning ersetzt wurde, hat KI heute das Potenzial, die Fähigkeitsentwicklung zu revolutionieren. Aktuell funktioniert das Rollenspiel noch wie am Telefon, also rein auditiv, aber bald werden visuelle Avatare als Rollenspiel-Partner integriert.
Bereits jetzt gibt es KI-Anwendungen mit 3D-Avataren für Virtual-Reality-Brillen. Aufgrund der einfacheren Handhabbarkeit vermuten wir jedoch, dass sich zunächst 2D-Avatare als Lernpartner durchsetzen werden.
Diese Avatare werden bereits durch sogenannte „Superpowers“ unterstützt. Zum Beispiel verleiht Hume.ai KI-Coaches Empathie und ermöglicht die Rückmeldung der aktuellen emotionalen Befindlichkeit des Rollenspiel-Teilnehmenden mittels Stimmanalyse.
Echt-Avatare als Wissensbots und der nächste Schritt im Lerntransfer
Wir experimentieren mit „Echt-Avataren“ von Trainern, die den Teilnehmenden nach dem Seminar als Wissensbots zur Verfügung stehen. Diese neue Art der Lerntransferbegleitung ermöglicht agiles Lernen im Bedarfsfall. Trotz aller Bemühungen war der Lerntransfer bislang oft ein vernachlässigtes Thema in der Branche.
Unser Leadership-Agent-Projekt („LAgent“) gestaltet sich herausfordernder: Wir entwickeln einen KI-Agenten, der proaktiv die kurz- und langfristigen Ziele gemeinsam mit der Führungskraft verfolgen kann.
Die aktuell verfügbaren LLMs sind jedoch noch begrenzt in ihrer Erinnerungsfunktion, was für eine verantwortungsvolle Co-Leadership nötig wäre. Doch gerade hier schreitet die Entwicklung rasant voran, und es wird zunehmend einfacher, KI-Agenten zu entwickeln.
Fazit: KI-Transformation in Learning & Development
Insgesamt ist die KI-Transformation im Bereich Learning und Development ein faszinierendes Feld und trägt erheblich zur Entwicklung von Organisationen und darüber hinaus der Gesellschaft bei.
Autor - Mag. Gunther Fürstberger
CEO | MDI Management Development International
Gunther Fürstberger ist Management-Trainer, Buchautor und CEO von Metaforum und MDI – einem globalen Beratungsunternehmen, das Lösungen für die Entwicklung von Führungskräften anbietet. Sein Hauptinteresse ist es, die Welt durch gute Führung zu einem besseren Ort zu machen. Er arbeitete für Kunden wie ABB, Abbvie, Boehringer Ingelheim, DHL, Hornbach, PWC und Swarovski. Seine Kernkompetenz ist die Führung in der digitalen Transformation. Eigene Führungserfahrung sammelte er u.a. als HR-Manager von McDonald’s Zentraleuropa/Zentralasien. Im Alter von 20 Jahren begann er als Trainer zu arbeiten.