Generationenvielfalt als Chance für Mitarbeiter:innenbindung
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die Generationenvielfalt am Arbeitsplatz deutlich vergrößert. Die jüngste Generation Z bringt neue Energie herein, während die älteste – Traditionalistische Generation – oft an gewohnten Strukturen festhält.
Manchmal kann es schwierig sein, wenn verschiedene Generationen zusammenarbeiten. Über ein solches Generationsmanagement spricht Keynote-Speakerin Karen McCullough in diesem Interview.
Kurzer Faktencheck
Pew Research Center definiert die Geburtsjahre der Generationen
Traditionalist:innen: 1928-1945
Baby-Boomer: 1946-1964
Generation X: 1965-1980
Millennials: 1981-1996
Generation Z: 1997-2012
Warum sind negative Generationsstereotypen in der Arbeitswelt so weit verbreitet?
Jede:r von uns kommt aus einer Zeit, in der uns Weltereignisse, die Wirtschaft, sich entwickelnde kulturelle Normen und technologische Fortschritte prägen. Ich nenne das unsere Generationslinse. Wir betrachten und bewerten andere durch unsere eigene Linse. Unterschiedliche Werte, Arbeitsstile und Lebenserfahrungen können zu Missverständnissen, Konflikten und negativen Stereotypen am Arbeitsplatz führen.
Jede Generation, von Traditionalist:innen bis zur Generation Z, hat mit Missverständnissen und Stereotypen zu kämpfen. Negative Generationsstereotypen erzeugen bei den Mitarbeitenden das Gefühl, unterbewertet und nicht unterstützt zu werden.
Wenn ältere Mitarbeitende beispielsweise als „veränderungsresistent“ stereotypisiert werden, haben sie das Gefühl, dass ihre Beiträge nicht wertgeschätzt werden. Werden jüngere Mitarbeitende dagegen als „anspruchsvoll“ abgestempelt, haben sie möglicherweise das Gefühl, dass sie als fordernd angesehen und nicht ernst genommen werden.
Hinzu kommt die negative Stereotypisierung durch die Medien und die Popkultur. Die Medien beschreiben Boomer als egoistisch, die Generation X als zynisch und unzufrieden, die Millennials als narzisstisch, faul und selbstverliebt und die Generation Z als techniksüchtig, asozial und „Krieger der sozialen Gerechtigkeit“.
Stereotype Annahmen entstehen, wenn wir keinen direkten Kontakt zu verschiedenen Altersgruppen haben.
Wenn wir die Welt zu einem besseren Ort machen und dafür sorgen wollen, dass künftige Generationen gedeihen, müssen wir damit aufhören, Stereotypen zu bilden und die Generationen gegeneinander auszuspielen, denn das nützt niemandem. Stattdessen müssen wir nach Wegen suchen, um miteinander in Kontakt zu treten und die notwendige Arbeit zu teilen, um die Welt zu einem besseren Ort für die heutigen und künftigen Generationen zu machen.
Wie wirken sich Vorurteile zwischen den Generationen auf das Engagement der Mitarbeitenden aus?
Gallup definiert Mitarbeiter:innengagement als „das Ausmaß, in dem sich Mitarbeitende für ihre Arbeit begeistern und sich für das Unternehmen engagieren“. Das Engagement am Arbeitsplatz wirkt sich auf die Mitarbeiter:innenbindung, die Produktivität und die Loyalität aus und ist entscheidend für die Kundenzufriedenheit.
Generationsbedingte Vorurteile können sich negativ auf das Engagement der Mitarbeitenden auswirken, da sie einen Mangel an Vertrauen, Verständnis und Kommunikation zwischen den verschiedenen Altersgruppen hervorrufen. Diese Vorurteile können zu Spannungen und Misstrauen unter den Mitarbeitenden führen und so das Engagement und die Produktivität verringern.
Es ist möglich, das Engagement der Mitarbeitenden zu steigern, indem man eine Kultur schafft, in der sich die Menschen verbunden, geschützt und respektiert fühlen.
- Verbundenheit bedeutet ein echtes Zugehörigkeitsgefühl, bei dem man sich mit der Organisation, der Arbeit, den Führungskräften und dem Team verbunden fühlt.
- Geschützt bedeutet, dass man Vertrauen hat und sich frei fühlt, seine Sichtweise, Ideen und Werte mitzuteilen.
- Respektiert wird man, wenn man geschätzt, gewürdigt und manchmal auch anerkannt wird. Ein Mangel an Respekt kann zu einer hohen Fluktuationsrate führen.
Warum ist die Vielfalt der Generationen am Arbeitsplatz eine gute Sache?
Generationenvielfalt ist ein guter Ausgangspunkt für die Schaffung eines lebendigen, produktiven und integrativen Arbeitsplatzes. Wenn Sie Menschen unterschiedlicher Generationen, Hintergründe und Perspektiven zur Zusammenarbeit einladen, können Sie ein Umfeld schaffen, in dem neue Ideen und Denkweisen geschätzt werden.
Altersvielfalt trägt auch dazu bei, die Kommunikation und das Verständnis zwischen den verschiedenen Generationen zu verbessern, was zu einem kohärenteren und harmonischeren Arbeitsumfeld führt. Eine altersgemischte Belegschaft kann einem Unternehmen helfen, seine Kundschaft besser zu verstehen und zu bedienen und auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die meisten Marken bedienen Kundschaft aller Altersgruppen. Daher kann die Einstellung einer Belegschaft, die die Vielfalt der Generationen widerspiegelt, das Marketing, die Produktentwicklung und den Kund:innenservice verbessern.
Ein weiterer Vorteil eines generationenübergreifenden Arbeitsplatzes ist der Wissensaustausch. Das Erkennen des Wertes, den jede Generation mitbringt, das Aufbauen auf den Ideen, dem Wissen und den Errungenschaften früherer Generationen und das Voranbringen durch die Innovationen jüngerer Generationen ermöglichen Fortschritt und Wachstum.
Generationenübergreifendes Mentoring kann zu einer lohnenden Karriereentwicklung führen und die Mitarbeiter:innenbindung erhöhen. Ergänzen Sie den Mix durch ein Reverse-Mentoring-Programm, bei dem Millennials und Gen Z mit leitenden Angestellten zusammenarbeiten, um den Führungskräften zu helfen, besser zu verstehen, was ihre jüngeren Mitarbeitenden begeistern würde.
Warum ist es an der Zeit, die Vielfalt der Generationen zu fördern?
Die Förderung der Generationenvielfalt am Arbeitsplatz ist wichtig, weil die Belegschaft in Bezug auf das Alter immer vielfältiger wird. Die Generation Z drängt immer mehr an den Arbeitsplatz, die Baby-Boomer leben länger und verschieben ihren Ruhestand. Weltweit wird die Vielfalt immer größer und die Förderung der Generationenvielfalt am Arbeitsplatz kann Unternehmen dabei helfen, ihre Kundschaft und Gemeinschaften besser zu verstehen und zu bedienen.
Generationenvielfalt kann den Arbeitsplatz jedoch nur dann verbessern, wenn sie mit einem integrativen Arbeitsumfeld einhergeht. Inklusion ist ein Maß dafür, wie sehr sich jedes Mitglied einer Generation unterstützt oder befähigt fühlt.
Arbeitgebende, die auch in den nächsten zehn Jahren Talente einstellen wollen, müssen die Vorteile von Vielfalt und Integration am Arbeitsplatz erkennen. Die Loyalität der Mitarbeitenden und der Ruf der Marke hängen von der Tiefe und Glaubwürdigkeit des Engagements für Vielfalt und Integration über die Generationen hinweg ab.
Die Welt verändert sich, und sie verändert sich schnell. Es ist wichtig, die Vielfalt der Generationen zu fördern, da neue Herausforderungen entstehen. Diese erfordern unterschiedliche Fähigkeiten und Perspektiven, um sie zu bewältigen.
Wie überwinden wir konkret generationenübergreifende Vorurteile
- Bilden: Bieten Sie Schulungen zu den einzelnen Generationen und zu generationenübergreifenden Vorurteilen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsplatz an.
- Bewusstsein schaffen: Führen Sie Informationsveranstaltungen zur Sensibilisierung und zum Austausch zwischen den Generationen durch. Eine gute Möglichkeit, Menschen dazu zu bringen, generationenübergreifend zusammenzuarbeiten, besteht darin, ihnen die Gelegenheit zu geben, sich gegenseitig über die Geschichte, die Merkmale, die wichtigsten Ereignisse, die Kultur, die Sprache und die Normen der einzelnen Generationen zu informieren. Anstatt auf Ihre Mitarbeitenden einzureden, lassen Sie Vertretende jeder Generation ein Programm zusammenstellen, um die Menschen zu informieren und den Dialog zu fördern.
- Betrachten Sie jede Person als Individuum: Anstatt eine Person durch die Linse ihrer Generation zu betrachten, versuchen Sie, sie als Individuum zu sehen. Vergessen Sie das Alter einer Person, ignorieren Sie Stereotypen und Annahmen und fragen Sie sich: „Was weiß ich mit Sicherheit über diese Person?“
- Mehr Vielfalt in Vertretung und Führung: Die Förderung einer größeren Vielfalt in der Vertretung und in Führungspositionen wird dazu beitragen, neue Perspektiven und neue Stimmen in den Vordergrund zu rücken.
- Nutzen Sie das Wissen, die Erfahrung, die Innovation, die Energie und die Fähigkeiten Ihres Teams: Es ist für Teams leicht, sich um diejenigen zu organisieren, mit denen sie am meisten zu tun haben. Das führt oft zu einer Trennung der Generationen, bei der ältere Teammitglieder Zeit mit älteren Kolleg:innen verbringen und jüngere mit ihren jüngeren Kolleg:innen. Die Harvard Business Review stellt fest, dass Kolleg:innen mehr voneinander lernen als von formellen Schulungen. Deshalb ist es so wichtig, eine Kultur des Coachings oder Cross-Mentorings über Altersgruppen hinweg zu etablieren.
Durch die Umsetzung dieser und anderer Strategien ist es möglich, generationenübergreifende Vorurteile zu überwinden und eine integrativere und gerechtere Gesellschaft für alle zu schaffen.
Karen McCullough
Keynote Speaker
Karen McCullough ist eine landesweit bekannte Keynote-Speakerin und Expertin für Veränderungen, Chancen der Generationen und Trends in der Belegschaft.
Karen McCullough hilft Unternehmen, die Vorurteile zwischen den Generationen zu überwinden und zur Realität zurückzukehren, indem sie die Stärken ihres Teams nutzt, das Arbeitsumfeld bereichert und bessere Ergebnisse erzielt.
In den letzten 20 Jahren hat Karen ihre Erkenntnisse an führende Organisationen wie VMware, Procter & Gamble, das US-Justizministerium, McGraw-Hill, und viele mehr weitergegeben.