Während sie lange Zeit eher unbekannt waren, werden uns Hybrid-Workshops in naher Zukunft mehr und mehr begleiten. Sie ermöglichen es uns, in Zeiten der Quarantäne und der regionalen Lockdowns effizient zu bleiben, und sie sind auch eine perfekte Gelegenheit, die virtuelle Zusammenarbeit zu bereichern. In diesem Artikel teilt Think Beyond CEO und MDI Shareholderin Masha Ibeschitz alles, was sie bisher über die faszinierende und zugleich herausfordernde Welt der Hybrid-Workshops in der Personalentwicklung gelernt haben.
Die englische Originalfassung finden Sie hier.
Über die Autorin
Masha Ibeschitz ist CEO der Think Beyond GmbH und MDI Shareholderin. Außerdem ist sie seit über 20 Jahren als Coach und Trainerin tätig und weiß, wie es auf den Führungsetagen in Unternehmen weltweit aussieht. Mit Think Beyond beschäftigt sie sich intensiv damit, wie Sie mit (Selbst)Reflexion erfolgreich Ihre Ziele erreichen. Heute kombiniert sie ihre langjährige Erfahrung mit den neuesten Entwicklungen im Development-Bereich mit Ihnen.
Was ist ein Hybrid-Workshop?
Ein Hybrid-Workshop ist jede Art von Lernveranstaltung mit sowohl face2face- als auch virtuellen Teilnehmern. Er erfordert eine angemessene Didaktik, einen erstklassigen technischen Aufbau und einen Co-Facilitator, der den Ausbilder oder Moderator unterstützt.
Hybrid-Workshops waren in der Vergangenheit eine Seltenheit. In den meisten Organisationen und Entwicklungsinstituten ist es Standard, entweder face2face-Schulungen mit allen Teilnehmern physisch oder reine Online-Lernveranstaltungen, meist Webinare oder Masterclasses genannt, durchzuführen. Wie immer zwingen uns Krisen dazu, kreativ zu sein und neue Wege zu gehen. Unmittelbar nachdem der erste Covid-19-Schock nachgelassen hatte, stiegen diese Hybriden schnell vom „No-Go“ zum „To-Go“ auf, um die dringend notwendigen Entwicklungsinitiativen in Gang zu halten. Eine Tatsache, die von Anfang an auffiel, ist das „Real-Life“-Gefühl der Hybrid-Workshops. Bei der virtuellen Zusammenarbeit im Allgemeinen oder besonders während der globalen Lockdownphänomene sieht man sich oft mit der Tatsache konfrontiert, dass einige Teilnehmer eines Meetings, Trainings oder Workshops nicht physisch teilnehmen können. Das kann zu einer Reihe von Komplikationen führen – oder schafft eine perfekte Chance für die Entwicklung unter realistischen Bedingungen.
Hier ist also, was unser Team von Think Beyond bisher in hybriden Führungsworkshops gelernt hat!
Wie es funktionieren kann – Hybrid-Workshop-Routine
Während Sie bei traditionellen Seminaren und Online-Formaten vielleicht Ihre Vorbereitungsroutine haben, lohnt es sich, bei der Durchführung von Hybrid-Workshops noch einen Schritt weiter zu gehen. Wir haben drei Hauptkriterien ermittelt: technischer Aufbau, technischer Moderator und persönlicher Aufbau als Trainer oder Moderator.
1. Ihr technischer Aufbau
Es sollte kein Kunststück sein: die technische Einrichtung muss super-duper außerordentlich gut sein, wenn man online arbeitet! Über die Grundlagen wie Hochgeschwindigkeits-Internet, korrekte Adapter für alle möglichen Geräte und Kabel, die lang genug für Ihre Raumausstattung sind – ja, unterschätzen Sie das nicht – hinaus sind hier einige praktische Ratschläge, die wir als sehr hilfreich für die Einrichtung einer vorteilhaften hybriden Lernumgebung empfunden haben.
- Verwenden Sie mindestens zwei Kameras: Eine Kamera ist auf die Vorderseite des Raumes gerichtet, um den Moderator und Offline-Präsentationsmaterialien wie Flipcharts, Whiteboards oder Poster zu erfassen. Die zweite Kamera befindet sich im hinteren Teil des Raumes hinter den face2face-Teilnehmern, um den Blickkontakt zwischen dem Moderator und den virtuellen Teilnehmern zu ermöglichen.
- Halten Sie zwei große Bildschirme bereit: Eine Leinwand ist direkt vor dem Raum als Präsentationsmedium (ppt, Video, …) positioniert, die zweite Leinwand „sitzt“ im hinteren Teil des Raumes, genau wie Ihre zweite Kamera. Dadurch haben die virtuellen Teilnehmer einen dedizierten physischen Raum im Klassenzimmer, was es noch einfacher macht, ihnen im übertragenen Sinne Platz zu machen.
- Denken Sie an ein Konferenzsystem: Die Investition in oder die Organisation eines guten Konferenzsystems – wir verwenden eines von Logitech – kann die Lernerfahrung unterstützen, nicht nur in hybriden Situationen.
2. Ein Technischer Moderator ist ein Muss!
In Webinaren haben Sie vielleicht eine Chance, ohne sie auszukommen, aber in hybriden Workshops sind technische Moderatoren ein absolutes Muss! Sie als Vortragender, Trainer oder Moderator würden sich überfordern, wenn Sie Inhalt, Didaktik, Gruppendynamik UND technischen Aufbau im Auge haben müssten. Hier ist also ein Profil Ihres leistungsfähigsten technischen Moderators.
- Technischer Experte: Er/sie weiß alles, was es über Kamerafunktionalität, Audio- und Internetverbindung zu wissen gibt, sowie über die Werkzeuglösung der Wahl, um Ihre virtuelle Gruppe einzubeziehen (z.B. Zoom, Skype, Adobe Connect, GoToWebinar,…).
- Ein „harter Keks“: Wenn grüne Lampen anfangen, rot zu blinken oder „Ich kann Sie gerade nicht hören“ durch den Raum tönt, hat Ihr perfekter technischer Moderator Nerven aus Stahl und bleibt ruhig wie Buddha, während er mit der Situation umgeht.
- Stimme der virtuellen Teilnehmer: Um zu verhindern, dass Sie die ganze Zeit durch den Raum hüpfen, liest Ihr technischer Moderator die Chat-Kommentare der virtuellen Teilnehmer vor und ist deren physische Stimme. Zum Beispiel wenn Sie als Moderator die Gruppe bitten, im Chat etwas zu beantworten. Oder wenn ein Teilnehmer es vorzieht, im Chat eine Frage zu stellen, um den Ablauf der gesamten Sitzung nicht zu stören. Oder während einer Pausensitzung. Manchmal tauchen Fragen auf und es ist einfacher, sie in einem Chat zu sammeln.
Wie funktionieren hybride Seminare?
3. Ihr persönliches Setup als Trainer und Workshopleiter
Zunächst einmal, entspannen Sie sich! So neu es auch ist, es ist keine Raketenwissenschaft, und mit Erfahrung in face2face-Schulungen und Webinaren sind Sie absolut in der Lage, die Hybrid-Version zu rocken. Im Folgenden finden Sie jedoch einige Inspirationsbissen, die Ihnen den Einstieg erleichtern können.
- Die Vorbereitung: Ein kraftvoller Hybrid-Workshop ist möglich – und er ist intensiv! Stellen Sie also sicher, dass Ihre persönliche Batterie aufgeladen ist und Sie auf Ihrem besten Niveau vorbereitet sind.
- Es dreht sich alles um Resonanz: Sie kennen Ihren Inhalt sowieso! Achten Sie beim Hybrid-Workshop besonders auf den Lernfluss und die Resonanz mit den Teilnehmenden.
- Setzen Sie sich mit Ihrem technischen Moderator in Verbindung: Wie bereits erwähnt, spielen die technischen Moderatoren bei hybriden Lernveranstaltungen eine entscheidende Rolle – bleiben Sie in enger und freundschaftlicher Verbindung und geben Sie ihm/ihr so die Chance, die volle Unterstützung zu entfalten.
- Beziehen Sie beide Welten mit ein: Um den Aufbau, in dem Sie arbeiten, zu respektieren, kombinieren Sie so viele analoge und digitale Elemente wie möglich. Zum Beispiel:
- Verwenden Sie das physische Flipchart und zoomen Sie mit der Frontkamera hinein.
- Mischen Sie virtuelle und face2face-Teilnehmer für Breakout-Sitzungen. Ihr Ziel ist es, die Gruppe zu verbinden, anstatt sie zu trennen. Das bedeutet auch: Face2face-Teilnehmer müssen ihre Laptops oder Tabletts jederzeit griffbereit haben.
- Verwenden Sie Musik, um beide Welten noch mehr zu verbinden.
- Es ist knifflig, virtuellen Teilnehmern ein schönes Papierzertifikat zu überreichen. In einem unserer Workshops wurden die PDF-Zertifikate genau zur gleichen Zeit an die Teilnehmer verschickt, wie die face2face-Teilnehmer ihre Zertifikate überreicht bekamen.
- In einem anderen Fall schickten wir kleine Flaschen Champagner/Saft an unsere teilnehmenden Leiter, damit wir am Ende des Programms gemeinsam „anstoßen“ konnten.
- Nutzen Sie Werkzeuge, die den Erfolg und den Ablauf des Workshops unterstützen: Hybrid-Workshops sind Interaktivität par excellence. Warum nicht Werkzeuge einsetzen, die dies noch mehr unterstützen? Hier ist eine Auswahl dessen, was für unsere Teilnehmer bisher gut funktioniert hat:
- com (für strukturierte Online-Moderationsprozesse für Retrospektiven und Workshops, an denen jeder teilnehmen und einen Beitrag leisten kann)
- fi (für den visuellen Überblick über Konstellationen/Linien/Soziogramme)
- co (zum Sammeln von Ideen und zur gemeinsamen Entwicklung von Themen auf einer Tafel)
- com (für virtuelles Flipchart oder Pinnwand)
- Bereiten Sie Ihr Mindset vor: Bleiben Sie während der Sitzungen kreativ und beweglich. Hybrid-Workshops sind keine fertige asynchrone Konserve zum Herunterladen. Verstehen Sie sie als sich einzigartig entwickelnde Veranstaltungen, die in Echtzeit und unter Ihrer Leitung als Moderator entwickelt werden.
- Hören Sie Ihren Teilnehmern zu: Bitten Sie proaktiv um Feedback und fügen Sie alle kreativen Ideen ein, wie die Veranstaltung reibungsloser gestaltet werden kann.
Hybride Workshops können Lernerfahrungen bereichern
Hybrid-Workshops sind nicht die perfekte Lösung – aber Klassenraumtrainings und Webinare sind es auch nicht. Soweit wir jetzt schon sagen können, haben wir sie als eine farbenfrohe Ergänzung zu dem erlebt, was es an Lernformaten bereits gibt. Wenn wir mit einem offenen Geist und der Bereitschaft zu Kreativität und spontaner Anpassung an sie herangehen, können sie sicherlich Lern- und Entwicklungserfahrungen bereichern. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?