Ich habe ein Führungsproblem und suche mir einen Coach, der mir hilft es zu lösen. So einfach und schnell abgehandelt sind Coachingfälle heute längst nicht mehr, denn auch diese Branche ist massiv im Umbruch und bekommt von KI über VUCA bis zu Digitalisierungen alle Herausforderungen unserer Zeit zu spüren. Zentral ist bei all dem, das sich keine für sich alleinstehenden Herausforderungen mehr ableiten lassen, sondern Führungskräfte mit ihren zahlreichen Verbindungen zu Stakeholdern, Systemen und Umwelt an Grenzen stoßen, bei denen nur die besten Coaches wirklich Hilfestellung bieten können.

Transformational Coaching Gastbeitrag
Über die Autorin

Inge Simons ist erfahrener Executive Coach und Facilitator und arbeitet mit Senior-Führungskräften und Führungsteams über verschiedenste Industrien und Länder hinweg. Im Coaching sind ihr Konversationen mit echtem Impact wichtig, die dazu beitragen, dass Führungskräfte in ihrer Organisation noch besser wirken können. Ihre Erfahrung reicht vom Managen komplexer internationaler Projekte und Programme über Kultur- und Change-Prozesse bis hin zum Aufbau von Geschäftsmodellen. Ihre Erfahrung als Trainer und Coach zählt bald 20 Jahre, seit 2014 arbeitet Sie auch mit MDI Management Development International zusammen.

Von der individuellen Herausforderung zum Transformational Coaching

 

Wie in allen Berufsfeldern und Branchen ist auch im Coaching eine Entwicklung im Gange. Die Herausforderungen ändern sich und genauso müssen sich auch die Lösungen ändern, die wir als Coaches anbieten. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich als Coach angefangen habe, hat sich in der Zwischenzeit sehr viel geändert.

Ich habe damals sehr viel mit Individuen und ihren spezifischen Herausforderungen gearbeitet. In einer Coaching Session haben wir geschaut, welche Themen aktuell für die Führungskraft wichtig sind und an denen haben wir dann gearbeitet. Heute ist es vielmehr so, dass nicht nur eine Person vor mir sitzt, sondern gleichzeitig auch alle Systeme, mit denen sie verbunden ist. Statt eine spezifische Situationen zu bewältigen oder bestimmte Kompetenzen im Coaching auszubauen, ist man heute als Coach meist mit einem komplexen System aus Zusammenhängen, relevanten Stakeholdern, unterschiedlichen Interessen und Strukturen konfrontiert. Man muss immer wieder über die einzelne Person hinaus und systemisch denken. Das ist eine Fähigkeit, die früher nicht so relevant war. Man coached heute nicht nur die Person selbst und ihre Herausforderung, sondern auch Ihre Verbindungen zu MitarbeiterInnen, Stakeholdern, Unternehmen und Gesellschaft.

Allgemein kann man sagen, die Entwicklung geht auch im Coaching wie in vielen anderen Berufsfeldern hin zu einem Partnership Approach, bei dem es darum geht, als Coach und Coachee wirklich gemeinsam zu arbeiten und zu schauen, was man bewirken kann. Man muss als Coach in der Lage sein, den Menschen zu verstehen und zwar auf einer individuellen Ebene, gleichzeitig aber auch als Teil eines bestimmten Unternehmens und Teil einer Gesellschaft. Auf diesen unterschiedlichen Ebenen bewegt man sich im Coaching Prozess immer wieder hin und her. Das ist eine ganz andere Situation als „Lieber Kunde, sag mir mal dein Thema an dem wir heute arbeiten“. Man könnte auch schlichtweg sagen: Die Individualität im Coaching hat in den letzten Jahren massiv zugenommen.

Zusätzlich zu starker Individualität und Partnership Approach, geht es beim Coaching darum etwas Fundamentales zu bewegen. Nicht nur beim Coachee soll eine Transformation stattfinden, sondern auch in deren Umfeld. Nur an den Kompetenzen zu arbeiten reicht dabei nicht aus.

Und: Wir müssen als Coaches heute viel schneller und agiler sein und unsere Methoden der Zeit anpassen. Man hat zum Beispiel bisher viel mit 360° Feedback und diversen Analysen gearbeitet. Aber das ist eigentlich nicht wirklich zielführend, denn mit all diesen Tools schauen wir in die Vergangenheit anstatt in die Zukunft hinein zu arbeiten.

Transformational Coaching - wichtig ist es schnell zu reagieren

Als Coach muss man heute viel schneller und agiler sein, um nicht in die Vergangenheit zu schauen, sondern in die Zukunft hinein zu arbeiten

Verantwortung als Coach – Gelebter Partnership Approach

 

Was der bereits genannte Partnership Approach auch mit sich bringt ist eine Verantwortung, die man hat. Es ist nicht mehr so, dass man in ein Coaching hinein geht, 60 Minuten miteinander verbringt und danach wieder weg ist. Als Parnter hat ein Coach die Verantwortung, seinen Kunden so gut als möglich zu unterstützen und das über die Coaching Einheit hinaus.

In Verbindung mit Führungskräfteentwicklung gilt aus meiner Sicht heute mehr denn je der Satz „The heroic CEO is dead, long live the leadership team“. Das ist heute Realität und dadurch hat sich auch meine Arbeit als Coach verschoben. Ich arbeite schon noch mit Individuen, mit Senior Leaders, aber ich arbeite viel mehr mit Teams oder mit Gruppen von Leuten zusammen. Einzelchoachings sind dazu dann ab und zu eine Begleitmaßnahme.

Diese Entwicklung ist ebenso schön wie herausfordernd. Man kann nicht mehr einfach ein paar Stunden coachen und sich dafür bezahlen lassen und fertig. Dafür kann man aber auch ganz anderen Impact erzielen und Erfolge mit Individuen und Teams miterleben.

Dieser Wandel findet in der ganzen Trainingsindustrie statt. Die meisten Organisationen haben heute bereits den Tipping Point von 50% Millenials unter den MitarbeiterInnen überschritten. Und diese neue Gruppe an Menschen hat andere Anforderungen, andere Bedürfnisse und einen viel persönlicheren, individuelleren Zugang. Ich denke die Zeit der Trainingsprogramme, so wie wir sie heute noch kennen und durchführen wird irgendwann vorbei sein – und dieses irgendwann ist nicht mehr lange entfernt.

Exkurs: Artificial Intelligence im Coaching

 

Die Singularity University hat eine App gebaut, die Diagnosen stellt und zwar hochkomplexe und bessere Diagnosen, als sie die meisten Hausärzte stellen könnten. Manche Menschen beginnen sich zurecht zu fragen: Warum dann überhaupt noch zum Hausarzt gehen. Morgen werden wir vielleicht zuhause sitzen, unsere Daten über einen Chip irgendwo hochladen und irgendjemand wird uns dann sagen, was wir machen oder nehmen sollen. Und dieses Szenario ist aus meiner Sicht keine 20 Jahre entfernt.

Und auch im Coaching hält AI Einzug. Wenn man heute Alexa oder Siri fragt: „Wie gehe ich mit meinen Konflikten um?“ werde diese einiges zu sagen haben. Die eine Auswirkung: Diese ganzen Basics, die man überall im Internet findet und nachlesen kann, muss man einem Kunden heute nicht mehr in einer Coaching Session beibringen. Die zweite Auswirkung: Viele Durchschnitts-Coaches werden in ein paar Jahren wahrscheinlich keinen Job mehr haben, weil sie durch Artificial Intelligence ersetzt wurden.

Was Executives heute bewegt

 

Wir haben heute das spannende Phänomen, dass Kinder in der Schule vieles lernen, womit sie später nichts anfangen können. Anderes bleibt dafür auf der Strecke. Zum Beispiel die Fähigkeit, sehr schnell mit Menschen zusammenarbeiten zu können, mit denen man davor noch nie zusammengearbeitet hat, über nationale Grenzen hinweg. Und das ist auch eine Fähigkeit, die man – außer wenn wir alle irgendwann Roboter sind – nicht mit Internetsuche oder AI-Unterstützung abdecken oder ersetzen kann. Das ist eine zentrale Herausforderung von Führungskräften heute. Alles muss schnell gehen, man kommt in eine neue Situation mit neuen Teams und Stakeholdern und hat keine 6 Monate Zeit, um sich einzuarbeiten. Man muss sofort zurechtkommen. Und da können wir als Coaches wieder viel unterstützen bei Fragen wie „Wie bin ich?“, „Wie wirke ich?“, „Was für einen Impact kann ich wie haben?“.

Kinder lernen vieles, womit sie später nichts anfangen können - Transformational Coaching

In der Schule lernen Kinder vieles, womit sie nichts anfangen können wodurch einiges auf der Strecke bleibt – zum Beispiel die Fähigkeit mit Menschen zusammenarbeiten zu können, und zwar über nationale Grenzen hinweg

Außerdem ist das Zwischenmenschliche nach wie vor im Fokus und zwar in allen möglichen Formen. Das hat natürlich auch viel mit Kommunikation zu tun, deren Herausforderung mit den komplexen Systemen, in denen wir leben und arbeiten, gestiegen sind. Die Menschen arbeiten heute nicht mehr allein, abgeschottet für sich in einem „Silo“. Sie sind immer in Verbindung mit Partnern, nicht nur innerhalb der Organisation, sondern auch außerhalb. Dadurch ist auch alles rund um Zusammenarbeit oft Thema.

Gleichauf mit den Herausforderungen im zwischenmenschlichen Bereich ist unsere heutige Zeit und all die Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Komplexität, Überforderung, Informationsflut, aggressiver Wettbewerb, ständige Disruption sind einige der Stichwörter. Es passieren so viele Dinge und alle gleichzeitig, man muss als Führungskraft heute schauen dass das Business, das man hat, läuft – running today’s business – und gleichzeitig muss man am Radar haben, was alles kommt, und wie man zukünftig im Business bleibt. Der „Speed of Change“ ist gewaltig. Noch vor nicht allzu langer Zeit hat man begonnen, über VUCA zu sprechen – jetzt ist es da!

Auf Senior Level ist dann auch noch die Sinnfrage zentral und viel präsenter als früher. Die Menschen fragen sich: Bringt das, was ich mache wirklich einen Mehrwert in der Welt? Wenn ich ans Ende meines Lebens komme, werde ich dann zufrieden sein, mit dem was ich gemacht habe?

 

Coaching in der Disruption – Fazit

 

Wir alle kommen aus Bereichen, in denen immer wieder gesagt wird „Das ist Agenda.“. Anhand dieser Agenda werden dann Dinge erzählt, erklärt und Fragen gestellt und man einigt sich auf bestimmte Aktionen. Aber wir alle wissen: viele dieser Aktionen werden nie umgesetzt – egal ob im Meeting oder im Führungsprogramm. Wenn man jetzt überlegt, was ein Coaching vor diesem Hintergrund sinnvoll oder erfolgreich macht, dass ist es das Folgende: In dem Moment, in dem man im Coaching sitzt und arbeitet, muss etwas passieren. Man muss weg von „Ich stelle ein paar Fragen.“ zu „Ich mache Interventionen – jetzt sofort.“ So eine Intervention muss nicht groß sein, sie kann zum Beispiel ein halber Satz sein, den der Coachee komplettiert und der etwas bei ihm/ihr auslöst. Aber wichtig ist, dass etwas passiert und dass man versucht, in dem Moment, in der Stunde, halben Stunde oder in den zwei Stunden in denen man gemeinsam arbeitet, etwas zu bewegen und etwas zu verändern.

Und solange das passiert, solange Coaching auf diese Art und Weise Impact schafft, solange wird es auch in AI-Zeiten bestehen bleiben, aber auf einem anderen Niveau, hochwertiger, qualitativer.

Liebe Inge, wo siehst du Sinn in deiner Arbeit?

 

Zum einen ist meine Arbeit unglaublich spannend und komplex und immer wieder ein Abenteuer. Methodologisch versuche ich immer nach dem Grundsatz „We start with the end in mind“ zu arbeiten,  das heißt ich versuche immer damit anzufangen, herauszukriegen „Wo müssen wir hin?“.  Aber man weiß eigentlich nie, wo eine Entwicklungsreise hingeht, was alles noch passieren kann. Und alles geht so unglaublich schnell. Und das fasziniert mich. Ich mag die Komplexität und ich mag es, intensiv zu arbeiten, irgendwo einzusteigen und am Weg heraus zu finden, was es genau braucht um einer Person, einem Team oder Unternehmen weiterzuhelfen.

Bei all dem ist das Wichtigste für mich, zu wissen, dass ich durch die Leute, mit denen ich arbeite, durch die Organisationen, einen Impact habe und mit dafür sorge, dass sich etwas bewegt. Vor allem wenn ich an meine beiden Kinder denke und deren Kinder. Ich arbeite ja überwiegend in der Organisationswelt, ob das jetzt Government oder Non-Government ist und mich möchte mit dazu beitragen für die nächsten Generationen nicht nur Chaos zu hinterlassen. Ich möchte versuchen, die Menschen, die in Organisationen arbeiten und wirken möglichst gut zu unterstützen, damit diese dann auf ihre Art und Weise die Organisation voranbringen und wir so möglichst alle dazu beitragen, eine etwas bessere Welt zu hinterlassen, als sie es im Moment gerade ist.

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