10 agile Lösungswege, um organisatorisches Lernen zu fördern
Um auf die aktuellen Herausforderungen in einem Unternehmen bestmöglich reagieren zu können, haben sich unterschiedliche Lernformate in der Durchführung als stark unterstützend erwiesen. Diese ermöglichen es, neues Wissen in Form von Impulsen im Unternehmen proaktiv und flexibel zu teilen. Auch wirken sie sich positiv auf die Vernetzung der Teilnehmenden aus, da diese voneinander lernen und gemeinsam Resultate erarbeiten können.
Im Folgenden stellt Peter Grabuschnig einige Methoden für das Lernen und Vernetzen und deren Zugänge vor aus dem neuen Buch von MDI: Agile Führungskräfteentwicklung – Wie Führungskräfte selbstbestimmt und bedarfsorientiert lernen
Wissen als Basis für Innovation und Entwicklung
In einer Welt, in der Buzzwords wie VUKA1, BANI2, Digitalisierung und Agilität in die operativen Meetings von Personalabteilungen Einzug gehalten haben, gilt es, sich aktiv mit den ständig neuen und sich verändernden Gegebenheiten unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Wissen, welches nicht nur den Grundstein für das Erwerben neuer Kompetenzen legt, sondern auch für strategische und operative Entscheidungen wesentlich ist, muss daher folgende Eigenschaften aufweisen:
- Es muss einfach verständlich und zugänglich sein.
- Ebenso muss es transparent und aktuell gehalten werden.
Das stellt nicht nur Konzerne, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen zunehmend vor große Herausforderungen.
Information und Wissen allein schafft jedoch noch keine Kompetenz
Dafür braucht es ergänzend Transfer in die Praxis, Anwendung und Übung. Um also Neues zu erlernen (Entwicklung) und Neues zu schaffen (Innovation), ist es von hoher Relevanz, nicht nur zu wissen, wo ich Informationen finde, sondern mich auch aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Nur durch neue Impulse, die uns helfen, unsere Perspektiven zu schärfen und zu reflektieren, kann Neues geschaffen werden.
Transparenz und Vernetzung als Treiber der Führungskräfteentwicklung
Unternehmen investieren jährlich Unsummen in die Weiterentwicklung ihrer Arbeitskräfte. Oft werden große Trainingsprogramme ausgerollt, die in monatelanger, mühsamer Vorarbeit erarbeitet wurden. Ein häufiger Nachteil dieser Programme ist, dass sie in den meisten Fällen recht starr und fixiert sind.
Dass sich jedoch in einem Jahr recht viel ereignen kann und dass sich Gegebenheiten in nur wenigen Wochen komplett verändern können, haben nicht nur die bisherigen Wirtschaftskrisen und die Corona-Pandemie demonstriert. Es soll hier nicht gesagt werden, dass solche Maßnahmen nicht sinnvoll seien.
Dennoch sollte die Führungskräfteentwicklung von morgen agiler und somit adaptiver und inklusiver gestaltet werden können.
In vielen Unternehmen ist durch laufende Trainingsangebote und die Erfahrungen der Mitarbeitenden bereits viel Wissen vorhanden. Dieses gilt es nun zu heben und »auf die Straße« zu bringen. Dafür braucht es mutige, neue und partizipative Konzepte, die die Mitarbeitenden miteinander vernetzen, sie mit neuen Impulsen versorgen und ihnen die Möglichkeit geben, voneinander zu lernen. Neben dem klassischen Vermitteln von Wissen und dem Trainieren von Methoden und Modellen setzt die agile Führungskräfteentwicklung vor allem auch auf eine transparente Vernetzung der Zielgruppe und die flexible Anpassung der Inhalte an die jeweils aktuellen, tatsächlichen Bedürfnisse der Führungskräfte.
10 agile Lösungswege, um organisatorisches Lernen zu fördern
Im Folgenden werden einige Methoden für das Lernen und Vernetzen und deren Zugänge vorgestellt.
1. Leader Camps
Das erfolgreichste Format zur Vernetzung ist das Leader Camp — eine Abwandlung des Barcamps. Dabei handelt es sich um eine Methode, die ihren Ursprung in der Softwareentwicklung hat. Das Leader Camp wird mit einem aktuellen Überthema betitelt und bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre eigenen Themen und Herausforderungen in Korrelation mit dem Überthema zu diskutieren. Das Format selbst kann entweder in Präsenz als Großevent stattfinden oder als Onlinekongress durchgeführt werden.
Mehr über das Set Up von Leader Camps im neuen Buch Agile Führungskräfteentwicklung erfahren.
2. Web Camp
Das Web Camp ist eine kürzere Onlinevariante des Leader Camps, in welchem ein spezielles Thema behandelt wird. So können z. B. Themen, die durch ein Leader Camp, eine Umfrage oder auch durch die strategische oder operative betriebliche Notwendigkeit aufgekommen sind, schnell und ohne viel Aufwand mit einer größeren Gruppe an interessierten Teilnehmenden weiter vertieft und erarbeitet werden.
Mehr über das Set Up von Web Camps im neuen Buch Agile Führungskräfteentwicklung erfahren.
3. Hackathon
Der Hackathon ist, wie auch das Barcamp, ein Format, das seinen Ursprung im Bereich der Software-Produktentwicklung hat. Hierbei wird zuallererst eine Grundfrage zu einem Thema gestellt. Ein Beispiel hierfür wäre: »Wie können wir — als Unternehmen — es schaffen, flexible Arbeitsmodelle zu integrieren?« Eine Antwort auf diese Hauptfrage wird dann anhand eines vordefinierten Kreativprozesses erarbeitet. Im ersten Schritt wird das Problem genau beleuchtet, analysiert und beschrieben. Danach werden gemeinsam mögliche Lösungswege gesammelt. Durch klar definierte, straff gehaltene Zeitphasen wird hierbei verhindert, dass sich die Teilnehmenden zu sehr in Diskussionen verfangen, der Fokus liegt somit durchgehend auf der Lösung des Problems. Im dritten Schritt geht es um die konkrete Umsetzung dieser Lösungen. Hierbei wird versucht, aus den gesammelten Ideen eine direkt umsetzbare Möglichkeit zu erschließen. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Gruppen untereinander präsentiert. Der Hackathon bildet somit eine ideale Methode, um schnell, agil und lösungsorientiert zu Resultaten und Umsetzungsmöglichkeiten zu kommen.
Mehr über das Set Up von Hackatons im neuen Buch Agile Führungskräfteentwicklung erfahren.
4. Masterclasses
In der Musik wird die Meisterklasse als Format genutzt, um von den Besten zu lernen und sich neue Impulse und Ideen für das eigene Vorankommen zu holen. Die Masterclass für Führungskräfte hat sich genau davon inspirieren lassen. Online im kurzen, 90 – minütigen Webinarformat, aber auch in Präsenz umsetzbar, bietet sie somit viele verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise können Teilnehmende von Experten und Expertinnen Neues erfahren und erhalten die Möglichkeit, ihnen bereits bekanntes Wissen zu reflektieren. Ebenso können sie Fragen stellen und sich zum Thema austauschen. Der Ablauf ist hierbei wie folgt: Im Regelfall hält die Expertin einen Impulsvortrag. Anschließend gibt es die Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich zum Thema mit ihr auszutauschen. Durch die kurze Dauer des Formats lässt es sich wunderbar in den Alltag der oft sehr verplanten Führungskräfte integrieren. Die Teilnahme basiert auf Freiwilligkeit, und sollte jemand nicht teilnehmen können, kann eine Aufnahme zur Verfügung gestellt werden.
Mehr über das Set Up von Masterclasses im neuen Buch Agile Führungskräfteentwicklung erfahren.
5. Interne Masterclasses
Um bereits vorhandenes Wissen im Unternehmen zugänglicher zu machen, eignet sich ebenso das Format der internen Masterclass. Es ist nicht in jedem Bereich sinnvoll und auch notwendig, sich Expertise von außen zuzukaufen. Im Unternehmen selbst findet man viele Expertinnen und Experten, die ihr Wissen mit anderen teilen möchten und auch können. Intern organisierte Masterclasses, durchgeführt von Kolleginnen und Kollegen, schaffen einen guten Mix in den Formaten von Weiterbildungsprogrammen, zeigen Wertschätzung für die Expertise der Einzelnen und bieten die Möglichkeit, wichtige, firmenspezifische Informationen effektiv mit einer großen Personengruppe zu teilen. Mögliche Einsatzgebiete für interne Masterclasses aus der Praxis sind z. B. eine Finanz- Review mit dem CFO und seinem Team am Ende des Wirtschaftsjahres etc.
6. Die virtuelle Durchführung der Masterclasses
ermöglicht es, dass Führungskräfte unabhängig von Standorten teilnehmen können und dadurch z. B. eine bessere Beziehung, aber auch ein besseres Verständnis zwischen Zentrale und Ländern entstehen kann. Gerade auch im Hinblick auf ein hybrides Arbeitsmodell eignet sich dieses Format, um Informationen an die Belegschaft heranzutragen und sie mit Neuigkeiten und Impulsen zu versorgen. Das schafft nicht nur mehr Transparenz, sondern ist zusätzlich auch vertrauensfördernd.
7. Onlinetraining
Die rasante technologische Anpassung vieler Unternehmen an die Gegebenheiten der Pandemie führte 2020 zu einer breiten Akzeptanz von Onlinetrainings und Onlineentwicklungsmaßnahmen. Durch diesen Digitalisierungsschub ist es uns heute möglich, Trainingsformate im virtuellen Raum als tatsächliche Alternative und Erweiterung zum klassischen Präsenztraining zu sehen. Die große Herausforderung wird es sein, Qualitätsstandards für Onlinetrainings zu entwickeln. Dennoch ist das Onlinetraining eine sehr gute Möglichkeit, neue Methoden und Modelle kennenzulernen und diese auch im virtuellen Set-up kurzweilig und kostenreduziert zu trainieren.
Mehr über das Set Up von Onlinetrainings im neuen Buch Agile Führungskräfteentwicklung erfahren.
8. Onlinekurse
Der Onlinekurs als Form des asynchronen E-Learnings ist bereits seit einiger Zeit auf dem Vormarsch. Plattformen wie Masterplan, Udemy, Skillshare und LinkedIn Learning haben das erkannt und bieten eine Vielzahl an Kursen mit unterschiedlichen Lizenzmodellen zur Nutzung an. Mit Onlinekursen kann on demand, schnell und barrierefrei Wissen zu unterschiedlichsten Themen zur Verfügung gestellt werden.
Die große Herausforderung für die Personalentwicklung ist mittlerweile allerdings nicht nur der Qualitätsanspruch an die vermittelten Inhalte, sondern vor allem die große Zahl an Angeboten. Die Kuratierung der Kurse benötigt Fachkompetenz, die in den meisten Fällen noch nicht vorhanden ist. Außerdem erschweren fehlende Qualitätsstandards für Onlinekurse die Auswahl zusätzlich. Das Berufsfeld, welches sich zukünftig mit dieser Auswahl beschäftigen wird, sind sogenannte Learning Curators. Allerdings stellt sich auch hier die Frage, ab wann eine Künstliche Intelligenz mit passenden Algorithmen à la Netflix unser Weiterbildungsprogramm angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen automatisiert anbieten wird.
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9. Breakthrough Sessions
Eine weitere Möglichkeit, Wissen zugänglich zu machen und Führungskräfte zum Transfer des Gelernten zu motivieren, sind sogenannte Breakthrough Sessions (BTS). Dabei handelt es sich um kurze Einheiten zur Reflexion, zum Austausch und zum Einholen von Feedback. Nehmen wir an, es wird ein Web Camp durchgeführt, welches zu drei konkreten Projekten führt. Die Projektgruppen arbeiten an ihren Themen und haben dann in einer BTS die Möglichkeit, ihre Fortschritte oder Ergebnisse zu präsentieren und sich von anderen Interessierten Feedback einzuholen. Eine weitere Möglichkeit wäre es, neue Projekte einzubringen, bereits eingetretene Erfolge zu feiern oder auch einfach neue Ideen gemeinsam zu diskutieren. Im Wesentlichen geht es darum, Gelerntes aus dem Lernpfad nochmals zu reflektieren und gemeinsam darüber zu diskutieren, was bei der Umsetzung geholfen hat, was eventuell gefehlt hat oder wo man noch Unterstützung braucht.
10. E-Coach
Ein zusätzliches Lernangebot neben Live-Formaten kompakt und einfach zugänglich zu machen – diese Möglichkeit bietet der E-Coach. Der E-Coach kann als Info und Lernpaket gesehen werden. Er kann in Form eines Newsletters, eingebettet im Intranet oder LMS oder aber auch als MS-SharePoint-Seite in MS Teams integriert werden. Ziel ist es, die Führungskräfte mit ergänzenden Lernangeboten oder mit notwendigen Informationen zu versorgen. So bietet der E-Coach mit dem Zugang zu kuratierten Inhalten wie E-Learnings in Form von Onlinekursen oder Web Based Trainings, Podcasts, Videovorträgen oder interessanten Fachartikeln viele ergänzende Tipps und Hilfestellungen für den täglichen Führungsalltag. Zusätzlich kann er als Infoseite genutzt werden, um Trainingstermine zu veröffentlichen, die Anmeldung zu einzelnen Maßnahmen zu ermöglichen oder auch direkt die Zugangslinks zu virtuellen Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. So finden die Teilnehmenden alle wichtigen Infos rund um ihre Entwicklungsmaßnahmen gesammelt an einem Ort.
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Peter Grabuschnig
Trainer, Coach & MDI Partner
Peter Grabuschnig ist erfolgreicher Trainer, Mindset-Coach und Berater. Als Partner des internationalen Führungskräfteentwicklungs-Unternehmen MDI- Management Development International – unterstützt er weltweit Führungskräfte in ihrer Entwicklung. Er hat in den letzten Jahren mehr als 40 Nationalitäten trainiert und gilt als Experte für Training Design. Mit seinem Webinar-Guru Framework hat er ein Tool entwickelt, dass dabei hilft Trainingsinhalte für erfolgreiches und aktivierendes, virtuelles Lernen zu designen.Grabuschnig ist erfolgreicher Trainer, Mindset-Coach und Berater.