Interview with expert Darko Tot  

 

Darko Tot ist seit fast 15 Jahren als Trainer für Führungskräfte tätig. In unserem Interview haben wir ihn zur aktuellen Situation von Führungskräftetrainings in Serbien befragt und wollten von ihm, unter anderem, wissen, was man als Trainer bei internationalen Trainings beachten muss.

 

Deiner Meinung nach: Was ist momentan die größte Herausforderung für Unternehmen in Serbien?

 

Ich würde sagen, dass es vor allem zwei Herausforderungen gibt:

Wegen den niedrigen Löhnen und der hohen Arbeitslosenquote ist es nicht schwierig für die meisten Stellen neue Mitarbeiter zu finden. Oft ist es einfacher (und billiger) einen Mitarbeiter zu ersetzen als viel Aufwand, Zeit und Geld in seine Weiterbildung zu investieren.

Die zweite Herausforderung ist die, dass durch die Entstehung neuer Jobs auf einmal ein ein extremes Wachstum an neuen Stellen gab. Wenn ein neues Unternehmen in den Markt eingetreten ist, hat sich zum Beispiel der Sales Manager von einem Unternehmen im Neuen für die Stelle als Supervisor beworben und diese wegen seiner Erfahrung auch bekommen. Nun wurde auch dort eine Stelle als Sales Manager frei und schon kurz darauf bekam die Person zum Beispiel die Stelle als Sales Director und ist so innerhalb weniger Jahre aufgestiegen. Auch wenn das an sich nicht so schlecht klingt, muss man sich eingestehen, dass der Markt zu schnell gewachsen ist – nur eine Person, die ich in den letzten 15 Jahren getroffen habe, hat das zugegeben – und das führt natürlich zu einer schwierigen Situation.

 

Was sind deine Erfahrungen: Wie denken serbische Unternehmen momentan über (internationale) Führungskräfteentwicklung?

 

Als ich 2003 begann als Führungskräftetrainer zu arbeiten haben die Teilnehmer die Trainings eher als Bestrafung gesehen und hatten das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben anstatt das Training als Weiterbildungsmöglichkeit zu sehen.

Seitdem hat sich die Situation aber stark verändert.

Trotzdem ist habe ich das Gefühl, dass sich viele Unternehmen denken „gut zu haben, wenn das andere Unternehmen machen, machen wir das auch“. Es ist zwar nicht von vornherein falsch so zu denken, ich habe dennoch oft das Gefühl, dass die Trainings nicht gut genug vorbereitet, Ziele nicht klar definiert sind und alles in letzter Minute fertig gemacht wird um diesen Punkt „Training“ abzuhacken.

Die Zukunft hängt von mehreren Faktoren ab, wo ich vor allem zwei herausstreichen möchten: die Qualität von den Personalmanagern in den Unternehmen und die Qualität der Anbieter. Der erste Faktor spielt eine Schlüsselrolle in der Vorbereitung, die Entwicklung von einem internen Prozess, ein gutes Klima zu schaffen und Kosten von Trainingsoptionen und „nicht-Trainingsoptionen“ zu kalkulieren. Der zweite Faktor hängt stark mit dem ersten zusammen. Die Qualität bei der Nachfrage beeinflusst auch die Qualität beim Anbieter. Oder, um den bekannten Lewis Carroll zu zitieren: Wenn du nicht weißt, was du mit dem Training erreichen willst, kann dich jedes Training dorthin bringen*. (*frei aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt)

 

“Gut zu haben” oder wirklich ein strategischer Faktor: Was sind die Unterschiede von Weiterentwicklungsmaßnahmen (z.B. digital learning und Trainings etc. ) in Serbien und zum Beispiel Österreich oder Deutschland?

 

Ich würde sagen, dass die Herangehensweise, die Einstellung und die Auswirkungen unterschiedlich sind. Meiner Erfahrung nach sehen Teilnehmer aus Österreich oder Deutschland diese Trainings als wesentlichen Erfolgsfaktor und zeigen daher auch mehr Engagement. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass es auf dem Markt mehr Möglichkeiten und eine bessere Vorbereitung der Entwicklungsmaßnahmen gibt. Natürlich gibt es aber auch Erfolgsbeispiele in Serbien – alles hat eine starke kulturelle Komponente.

 

Was ist die wichtigste Eigenschaft und was braucht man um als internationaler Training & Development Guide tätig zu sein? Kannst du uns was über die typischen Herausforderungen erzählen und uns Tipps geben?

 

Die Bereitschaft zu Lernen und sich konstant weiterzuentwickeln, die Offenheit für Neues, Flexibilität um verschiedene persönliche Ansätze und Lebensstile zu verstehen, die Fähigkeit Menschen zu motivieren und ihnen dabei zu helfen bessere Führungskräfte zu werden.

All diese Dinge haben eine positive und herausfordernde Seite.

Das größte Risiko ist sich zu denken, dass man sowieso alles weiß und aufhört sich auf die einzelnen Personen zu fokussieren.

Kurz gesagt: du musst es lieben mit und für Menschen zu arbeiten.

Führungskräfteentwicklung in Griechenland

Das wichtigste um als internationaler Trainer zu arbeiten? Man muss Menschen motivieren und ihnen dabei helfen bessere Menschen & Führungskräfte zu werden: kurz gesagt – man muss gerne für und mit Menschen zusammen arbeiten.

Bei internationalen Führungskräftetrainings ist es wichtig Awareness und Empathie für andere Kulturen zu haben. Wenn wir uns Leadership Programme in Serbien anschauen: was würdest du als Experte empfehlen? Worauf muss man als TrainerIn achten und was ist wichtig? Welche Tipps für ein erfolgreiches Training kannst du uns geben?

 

Bei einem meiner ersten Kunden habe ich gelernt, dass du nicht automatisch ein Experte für etwas bist nur weil du das sagst oder internationale Zertifikate für etwas hast. Eine Sache, die ich während meines Studiums am Chatered Institute for Personell and Development (CIPD) in London gelernt habe, ist, dass man sich als professioneller Trainer in die Situation jedes einzelnen Teilnehmers hineinversetzen muss.

Die Voraussetzung für Erfolg ist die Kommunikation mit jedem Einzelnen. Man muss sich auch immer bewusst sein, dass du wegen den Teilnehmern und für sie da bist und nicht umgekehrt. Es geht nicht darum, dass du der Experte bist, sondern, dass du ihnen dabei hilfst besser und effektiver zu werden.

Erst wenn man das realisiert hat wird ein Training zum vollen Erfolg.

 

Was denkst du über folgende Aussage: in Zeiten der Digitalisierung – sind face-to-face Trainings immer noch aktuell oder werden diese irgendwann komplett verschwinden?

 

Meine Meinung ist, dass wir in neue Techniken investieren müssen ohne die traditionellen zu ersetzen. Die Technologie entwickelt sich schneller weiter als wir Menschen das tun. Sobald wir durch die neuen Arten der Kommunikation aufhören Menschen in der „realen Welt“ zu treffen, Kaffee mit ihnen zu trinken etc. – dann stehen wir vor psychologischen Herausforderungen, die ein Training oder Coaching schwer lösen können.

Ein neues Auto soll uns zum Beispiel nicht davon abhalten zu laufen, die Möglichkeit jeden Fleck der Erde vom Sofa aus zu sehen, soll uns nicht davon abhalten zu reisen und Sport-Computer Spiele sollen uns nicht davon abhalten Sport zu betreiben – so soll die Digitalisierung uns nicht aufhalten face-to-face Trainings abzuhalten. Wir sind alle Menschen und mögen es andere Menschen zu treffen, mit ihnen zu diskutieren, interagieren etc.

 

Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung für die Training & Development Branche in den nächsten 5 bis 10 Jahren?

 

In der heutigen Zeit bekommen wir so viele Informationen zu allen möglichen Themen, zum Beispiel den Klimawandel, die wirtschaftliche Situation, Time Management oder Leadership.
Auch wenn man durch Artikel im Internet nur oberflächliches Wissen bekommt, denken viele Leute gleich alles über das Thema zu wissen und halten sich für einen Experten. Daher ist es schwierig, Personen davon zu überzeugen mehr Zeit und Mühen zu investieren um sich mit einem Thema auseinanderzusetzen als etwas dazu zu Googeln oder ein YouTube Video darüber anzuschauen. Viele sind heutzutage mit einer „Ich will alles und ich will es jetzt“- Mentalität konfrontiert und wir wissen alle, dass das nicht der Sinn von Trainings ist.

Ein Training ist kein kurzer Sprint, sondern eher ein Marathon.

Führungskräfteentwicklung in Serbien
Unser Interviewpartner

 

Darko Tot bringt fast 15 Jahre Erfahrung im Bereich internationaler Führungskräfteentwicklung mit. Seine Leidenschaft ist es, neue Menschen zu treffen, ihre persönliche Geschichten zu hören und mehr über sie und ihre Jobs zu erfahren. Er arbeitet als Trainer weil es ihm die Möglichkeit gibt Menschen positive Veränderungen bei den Menschen zu bewirken.

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