12 Stunden Tage? Steigende Burnout-Raten? Perfektionismus ohne Ende? MDI Consultant, Team und HR-Leaderin Elisabeth Oppenauer lebt das Thema Mindfulness bei MDI und legt in ihrem neuen, persönlichen Blogbeitrag ihre Gedanken dar, wie Sie als Führungskraft sich gleichzeitig achten und stärken können, um mit Motivation und Freude zu performen.
Über die Autorin
Elisabeth Oppenauer, vom Team auch liebevoll Elli genannt, ist seit 2 Jahren bei MDI tätig und Consultant, Personal- und Teamleiterin. Sie beschäftigt sich privat als auch beruflich intensiv mit den Themen Empowerment und Leadership Impact und teilt heute ihre persönlichen Gedanken, wie Führungskräfte echte empowering Leader werden und woher sie selbst sich die tägliche Dosis Inspiration holt, um stark und empowerend zu sein.
Wir retten keine Baby Wale.
Mir persönlich ist Out-of-the-box-thinking und Empowerment im Sinne von sich selbst empowern sehr wichtig. Ich finde es unglaublich wichtig, sich selbst zugestehen zu können: Man muss nicht immer funktionieren. Wir retten keine Baby-Wale. Oder wir operieren nicht am offenen Herzen. Das sind Sätze, die mein Team immer wieder mal von mir hört. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich das immer wieder mal vorzusagen und zu wissen, dass es okay ist, wenn gewisse Dinge mal nicht so schaffbar sind. Psychische Erkrankungen wie Burnout sind mittlerweile weltweit schon sehr stark verbreitet. Österreich zum Beispiel liegt über dem Durchschnitt, europaweit gesehen. Das sind Warnsignale, die ich persönlich gerne an die Führungskräfte da draußen senden würde.
Man muss einen Weg für sich finden, der noch gesund ist. Wenn man am Ende seines Lebens steht, was möchte man erreicht haben? Worauf möchte man zurückblicken? Ich glaube, es gibt wenige, die dann sagen werden: „Hätte ich doch mehr als zwölf Stunden gearbeitet“ oder „Wäre ich doch mehr in der Arbeit gesessen“. Es geht wieder mehr um Familie und die Wertschätzung der gemeinsamen Zeit. Es geht auch weniger darum, wie viele Stunden man arbeitet am Tag, sondern darum, dass man so viel Energie hat, dass man einfach mit Freude arbeitet. Man muss bewusster darauf achtgeben und das ist meiner Meinung nach eine wichtige Mindset-Sache. Nehmen wir als Beispiel einen der Tech-Giganten unserer heutigen Zeit her: Google. Bei Google wird es nicht gerne gesehen, wenn man nach 17 Uhr noch arbeitet, weil es als Warnsignal aufgenommen wird, das darauf hindeutet, dass man mit seiner Arbeit nicht zurechtkommt. Eigentlich sollte es in der gegebenen Zeit schaffbar sein, die Tätigkeiten zu erledigen.
Überstunden ≠ Performance
Im Endeffekt muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden, wie er/sie am besten und nachhaltigsten Leistung erbringen kann. Meiner Meinung nach ist es vor allem bei Unternehmen eine Kultursache – besonders in Unternehmen, wo die Altersstruktur noch eine ältere ist, sprich viele Führungskräfte aus der Generation X kommen. Ich bin Teil der Generation Y. Die Generation danach ist Generation Z. Der Generation Z geht es noch mehr als der Generation Y darum, einen Purpose und Zweck in der Arbeit zu finden, einen Impact zu hinterlassen. Auch Freizeit wird wichtiger denn je. Zeitgleich sieht man aber auch, was für Performance diese Leute, wenn sie sehen, dass sie gut aufgehoben sind in einem Unternehmen, leisten können. Aber performen bedeutet nicht gleichzeitig, zwölf Stunden zu arbeiten.
Wie bereits erwähnt, jeder muss für sich selbst entscheiden. Kann ich persönlich damit leben, dass sich jemand denkt „Die/Der geht um 17 Uhr schon?“ Oder denke ich mir „Mein Job ist erledigt, ich gehe. Was ich aber heute nicht mehr geschafft habe, schaffe ich morgen, weil ich meine Batterien dann wieder aufgeladen habe“.
Diese Timeslots zum Batterie aufladen, sollte man sich auch aktiv nehmen und bewusst nach außen hin kommunizieren. Ich habe zum Beispiel immer zweimal die Woche um 18 Uhr einen Block, wo ich ins Fitnessstudio gehe. Dieser Block ist auch klar in meinem Kalender für andere sichtbar und es muss schon etwas sehr Großes reinkommen, dass ich diesen Block ausfallen lasse.
Wirklich wichtig ist, fixe Bausteine zu haben, Mittagspause zu machen und Pausen ganz einfach einzuhalten und wegzugehen von dieser Überstunden-Kultur und von dem hektischen Arbeiten und seinem Körper die Chance zu geben, seine Batterien wieder aufzuladen für neue Leistung.
Ich glaube, dass es langfristig wirklich sinnvoll für die Gesundheit der Teammitglieder aber auch für den Erfolg von Unternehmen ist, mehr auf seine Batterien und sein Wohlbefinden zu achten. Man muss auch die wirtschaftlichen Folgen von hohen Burn-Out-Raten bedenken. Erhöhte Krankenstände zum Beispiel. Es rentiert sich definitiv, an diesem Punkt anzusetzen und zu investieren. Es gibt so viele Menschen unter 30, die unsere Zukunft sind. Es muss weggehen von diesen Zwölf-Stunden-Tagen. Ich weiß, in manchen Jobs ist das einfach oft nicht anders möglich, wie bei ÄrztInnen, AnwältInnen, PflegerInnen, etc. Aber es ist eindeutig nicht in jeder Branche und in Unternehmen so notwendig.
Falling Forward
Wie schaffe ich es, in meinem Arbeitsalltag, die zuvor genannten Prinzipien auch erfolgreich umzusetzen? Um in meiner Rolle als Führungskraft und Consultant auch die nötige Motivation mitzubringen, andere zu empowern und meinen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten, hole ich mir Inspiration aus unterschiedlichen Quellen. Besonders inspirierend in herausfordernden Zeiten finde ich die zeremonielle Abschlussrede von Denzel Washington vor einer Abschlussklasse von 2011. Die Kernaussagen machen denke ich genau darauf aufmerksam, worauf es täglich ankommt im Job und auch im Privatleben. Er zitiert bereits zu Beginn Nelson Mandela: „There is no passion to be found playing small and settling for a life that’s less than the one you are capable of living.” (Nelson Mandela). Nothing in life is worthwhile unless you take risks.
Zusammengefasst: Möchte man im Leben weiterkommen, so muss man auch damit rechnen mal hinzufallen, aber dann bedeutet es jedes Mal auch einen Fall nach vorne, nämlich dadurch, aus diesen Fehlern zu lernen und auch wieder gestärkt hervor zu treten. Er sagt: „If I am going to fall, I want to fall forward”. Es geht um Passion, Chancen zu nutzen, keine Angst vor Fehlern zu haben und auch mal Outside the Box zu denken. Fehler sind unvermeidbar und der Glaube an sich selbst ist dabei das Wichtigste.
Für mich sind die Aussagen seiner Rede besonders wertvoll, da ich selbst eher perfektionistisch veranlagt bin. Diese Denkweise hilft mir sehr stark dabei mich nicht unterkriegen zu lassen, wenn etwas nicht so läuft wie ich es mir vorgestellt habe. Nur nicht stehen bleiben oder zurückgehen, sondern wirklich gestärkt aus solchen Fall-Forwards herausgehen. In diesem Sinne: Be bold!
Vielen Dank Elli für deine wunderbaren, persönlichen Gedanken!