Sie möchten die face-2-face Trainings für die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter um die eLearning-Komponente erweitern und so auf eine Blended Learning Lösung setzen? Super Idee und wahrscheinlich sehen Sie sich bereits nach einem brauchbaren eLearning-Tool um. Doch bevor Sie starten, gibt es einige Punkte, die Sie in Ihre Überlegungen mit einbeziehen sollten. Damit Sie die Tools auswählen, die für Ihre Lerner, das Thema und last but not least Ihr Budget am besten passen.
*** Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im folgenden Artikel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen schließen beide Geschlechter mit ein.***
Synchrones eLearning – Das Webinar
Synchron bedeutet in diesem Kontext „gleichzeitig stattfindend“. Synchrones eLearning ist zeitlich gebunden, das heißt Lerner und Trainer müssen zum selben Zeitpunkt in einem virtuellen (Seminar-)Raum zusammentreffen. Dieser virtuelle Raum wird auch Webinar-Raum genannt.
Im Webinar-Raum nutzt der Trainer Werkzeuge wie Webcam, PowerPoint-Präsentation und Mikrofon mit dem Ziel den Lernern Inhalte zu vermitteln. Die Lerner betreten den Webinar-Raum und lassen sich dort von dem Trainer leiten. Sie sind dabei selbst oft stumm geschaltet und zeigen sich auch nicht via Webcam. Obwohl es sich hier um einen Trainer-zentrierten Ansatz handelt, muss ein Webinar kein trockener Vortrag sein. Der Trainer kann vielfältige Interaktionsmöglichkeiten einsetzen, um die Lerner, die er in der Regel weder hört noch sieht, in den Lernprozess einzubeziehen.
Der Trainer interagiert über Mikrofon oder Chat-Funktion mit den Lernern. Je interaktiver das Webinar gestaltet ist, das heißt je mehr die Lerner aktiv einbezogen werden, desto mehr setzen sie sich mit den Inhalten auseinander, was wiederum zu einem höheren Lerntransfer führt.
Beispiele für Interaktionen sind Fragen, die der Trainer über das Mikrofon direkt an alle oder einen bestimmten Lerner stellt und Befragungen über ein Befragungstool im Webinar-Raum mit Single-Choice, Multiple-Choice und offenen Fragen. Diese Befragungen dienen auf der einen Seite als Feedback für den Trainer, ob die Lerner den Inhalt verstanden haben und auf der anderen Seite um Beispiele aus dem Alltag der Lerner abzufragen und dadurch Relevanz bei den Lernern zu erzeugen.
Das Einspielen kurzer Videos oder das gemeinsame Arbeiten an einem virtuellen Whiteboard eignen sich ebenfalls sehr gut als Interaktionen. In einem solchen Szenario tritt die eLearning-Komponente als Werkzeug auf, als Vermittler zwischen dem Trainer und den Lernern.
Anwendungsbeispiele und Vorteile für synchrones eLearning
Diese synchrone Form des eLearnings kann in einem Blended Learning Prozess einem face-2-face Training vorgelagert sein. Als erster Inputgeber wird damit das Kompetenz-Level bei allen Lernern gleichmäßig erhöht, sodass beim darauf folgenden face-2-face Training bereits auf einem höheren Level eingestiegen werden kann und der Fokus am praktischen Üben und Ausprobieren anstatt auf der Theorie liegt.
Auch können Webinare einem face-2-face Training nachgelagert sein und als Follow-Up einen Austausch zwischen den Lernern und dem Trainer ermöglichen. Erfahrungen zum Ausprobieren des Gelernten werden geteilt und man gibt einander Feedback. Außerdem bietet ein Follow-Up-Webinar dem Trainer die Möglichkeit zusätzlich relevanten Input zu vermitteln.
Synchrones eLearning kann am ehesten mit Präsenztrainings verglichen werden und bietet im Vergleich zahlreiche Vorteile.
Vorteile der synchronen Form von eLearning im Vergleich zu Präsenztrainings sind auf der einen Seite die Ortsunabhängigkeit und damit die Ersparnis von Reisezeit und Reisekosten für Trainer und Lerner. Handelt es sich um eine Gruppe von Lernern, die weltweit verstreut ist, können Sie so den Lernprozess wesentlich aufwerten.
Synchrones eLearning eignet sich auf der anderen Seite vor allem für komplexe Inhalte bei denen erwartet wird, dass die Lerner nachfragen werden und Erläuterungen durch den Trainer im Moment der Nachfrage notwendig sind. Auch für Inhalte und Kompetenzen zu denen alle Lerner annähernd denselben Wissensstand haben, eignet sich diese Form am besten.
Haben Sie im Gegensatz dazu Lerner in Ihrem Webinar, von denen einige bereits Experten im Thema, andere aber Anfänger sind, läuft der Trainer Gefahr, entweder die Experten zu langweilen oder diejenigen, die neu im Thema sind, zu überfordern. Denn wie wir bereits wissen: der Trainer sieht seine Lerner nicht! Er kann weder aus der Mimik noch aus der Gestik ablesen, ob die Lerner gut im Stoff mitkommen oder sich langweilen.
Was sich außerdem gezeigt hat: die synchrone Form des eLearnings stellt für Lerner, die nicht zur Digital-Natives-Generation gehören, einen einfacheren Einstieg ins eLearning dar, da es dem face-2-face Training im Seminarraum am ähnlichsten ist.
Asynchrones eLearning
Hier handelt es sich um eLearning Formen, die sowohl orts- als auch zeitunabhängig vom Trainer und den Lernern sind. Asynchrones eLearning kann über ein Learning Management System abgewickelt werden, das es ermöglicht den Fortschritt der Lerner zu tracken (also zu verfolgen) und kann dem face-2-face Training ebenfalls vor- und nachgelagert sein.
Zum asynchronen eLearning zählen beispielsweise Lernvideos und eLearning Bausteine, die einer linearen PowerPoint-Folien-Logik folgen können, aber auch hochgradig interaktiv gestaltet sein können. Abgerundet wird asynchrones eLearning mit Quizzen, also Wissensabfragen um zu überprüfen ob die Lerner den Inhalt verstanden haben, und das Wissen anwenden können.
Asynchrones eLearning ist stark Lerner-zentriert. Der Lerner entscheidet wann er welchen Baustein bearbeitet, wann er eine Pause einlegt und welchen Baustein er überspringt, da das Wissen/die Kompetenz bei ihm bereits vorhanden ist.
Auch ist der Lerner insofern ortsgebunden, als dass er die einzelnen Module am Laptop in der Arbeit, am Smartphone in der U-Bahn und zuhause am Tablet erledigen kann, während der Lerner in einem Webinar-Raum zumindest Bildschirm, Headset und eine ungestörte Umgebung benötigt um dem Input zu folgen und bei den Interaktionen mitmachen zu können.
In einem Blended Learning Prozess bietet asynchrones eLearning die Möglichkeit den Wissensstand der Lerner vor dem face-2-face Training anzugleichen und dabei dem Lerner die Selbstbestimmung zu geben, die Bausteine auszuwählen die ihm fehlen um das Kompetenzlevel zu erreichen, bei dem das face-2-face Training ansetzt.
In der nachgelagerten Phase kann asynchrones eLearning Inhalte aus dem face-2-face Training wiederholen um so das Lernen zu unterstützen, weitere zu Inputs liefern und Wissenslücken zu füllen, die während des face-2-face Trainings an die Oberfläche gekommen sind und nicht gefüllt wurden oder werden konnten.
Wenig überraschend ist, dass Lerner aus der Digital-Natives Generation das asynchrone eLearning bevorzugen, da sie durch selbstgesteuertes und selbstbestimmtes Lernen bereits ihren Lebens- und Arbeitsalltag meistern. Youtube und Wikipedia sind selbstverständlich für diese Generation von Lernern, wenn es darum geht das fehlende Puzzlestück zu finden um die gerade auftretende Wissenslücke zu schließen. Auch wenn eLearning nie vollständig diesen informellen Lernansatz nachahmen kann, so kann es ihn insofern imitieren, als dass sich asynchrones eLearning für den Lerner natürlich anfühlt.
Kostentechnisch sind die Konzeption und das Erstellen asynchroner eLearning-Bausteine oft teurer. Langfristig ist asynchrones eLearning durch das praktisch unendlich wiederholbare Einsetzen aber günstiger als synchrones eLearning. Voraussetzung ist, dass die Aktualität der Inhalte der asynchronen eLearning-Nuggets von hoher Dauer ist, beziehungsweise nur kleine Änderungen vorgenommen werden müssen um sie aktuell zu halten.
Fazit: eLearning nah an den Bedürfnissen der Lerner ausrichten
Je näher eLearning an den selbstverständlichen Gewohnheiten und Bedürfnissen der Lerner ausgerichtet ist, desto einfacher sind der Einstieg und das Lernen an sich. Dem Lerner fällt dann nicht aktiv auf welche Form von eLearning Sie gewählt haben, da es sich für ihn selbstverständlich anfühlt.
eLearning erweitert in einem Blended Learning Prozess die Möglichkeiten für Lerner und hilft jedem Lerntyp die passende Umgebung zu finden um einen möglichst hohen Lerntransfer zu erreichen.
Was interessiert Sie als nächstes?
Neue Welt der Trainingsevaluierung - Effektiver und praxisnäher mit dem neuen Kirkpatrick Modell
Das Kirkpatrick-Modell ist der Klassiker, wenn es um Trainingsevaluierung geht. So weit, so bekannt. Aber nur wenige wissen, dass das altbekannte Modell überarbeitet und um praxisnahe Tools und Methoden ergänzt wurde. Heute steht das New World Model zeitgemäßer und effektiver da denn je. Lerntransfer-Expertin Masha Ibeschitz verrät in ihrem Beitrag in Training aktuell, wie das neue Modell genau funktioniert und wie Weiterbildungsprofis von vier Schlüsselkompetenzen profitieren.
Lerntransfer in der Praxis – Reflexionsaufgabe: Einflusskreis & Jammerzirkel
Training und Weiterbildung sind nur dann effektiv und sinnvoll, wenn die Umsetzung des Gelernten in die Praxis erfolgt. Der Weg dorthin – vor allem sichtbar und nachvollziehbar – ist oft schwer. Helfen können gezielte Lerntransfermaßnahmen die vor und nach dem Training bereitgestellt werden, etwa über eine Lerntransferplattform. In der neuen Reihe „Lerntransfer in der Praxis“ stellen wir solche Aufgaben vor. Heute: Einflusskreis & Jammerzirkel.
Raus aus der Komfortzone – Über Mut im Training für mehr Resultate
Niemand gibt gerne Einblick in die Bereiche, in denen es gerade hakt. Und im Sinne der beidseitigen Komfortzone neigt man dazu, auch nicht danach zu fragen. Die Rede ist von Trainern und Unternehmen, die gemeinsam Entwicklungsmaßnahmen konzipieren. Für echte Trainingsresultate und positiven und vor allem direkten Einfluss auf Businessziele braucht es Mut – auf beiden Seiten. Wir haben Trainingsexpertin und Coach Masha Ibeschitz zu diesem Thema befragt.