Emotionale Führung ist nicht nur ein Trend, sondern vor allem ein Thema, das uns alle betrifft. Als Führungskräfte kommen wir immer wieder in Situationen, in denen wir mit starken Emotionen konfrontiert sind. Manchmal sind es positive besetzte wie Freude und Leidenschaft. Manchmal aber auch negativ besetzte wie Trauer, Ärger und Enttäuschung. Letzte sind besonders herausfordernd. Die Etiketten „tabu“ und „unprofessionell“ lösen sich aber zum Glück immer mehr auf und erlauben einen differenzierteren Umgang damit, der nicht nur die soziale und emotionale Kompetenz steigert und Führungskräfte und Teams erfolgreicher macht, sondern letzten Endes auch Geld im Unternehmen spart.

Emotionale Intelligenz, Resilienz und emotionale Führung – Was steckt dahinter?

Es ist ganz spannend, wie viele Begrifflichkeiten hier durch die Managementliteratur geistern. In meinem Verständnis ist Resilienz die Basis für emotionale Intelligenz. Denn hinter Resilienz steckt das Thema Widerstandsfähigkeit. Wie geht man als Mensch mit unterschiedlichen Situationen um, die man als unangenehm empfindet? Wie viel hält man aus? Wenn man dann gelernt hat, wie man Emotionen erkennen und benennen kann beziehungsweise wenn man merkt, wie einen emotionale Situationen im Umfeld beschäftigen, dann erst kann man das auch in der Führung einsetzen. In der heutigen Zeit und in heutigen Unternehmen halte ich das für extrem wichtig weil es bei Führungskompetenz immer weniger darum geht, was falsch oder richtig ist, sondern was situationsadäquat ist. Und um einschätzen zu können, was in der jeweiligen Situation passend ist, hilft es, sich selbst und seine eigenen Emotionen zu verstehen und zu wissen, was einem gut tut, um darauf aufbauend angepasst und situationsbezogen führen zu können.

Gefühle zeigen – Vom Tabu zum Trend

Es ist aktuell nicht zu übersehen und -lesen, dass besonders viel über emotionale Führung gesprochen wird. Man kann es zu Recht als Trendthema bezeichnen – wichtig war es allerdings schon immer beziehungsweise wäre es schon immer gewesen. Aber: Gefühle und Emotionen und der Umgang mit ihnen wurden lange Zeit als Tabuthema angesehen, vor allem im Beruf und in der Führung. Gerade in unserer westeuropäischen Welt hat man Gefühle nicht zeigen können und über Emotionen nicht sprechen dürfen. Denn in dem Moment, in dem man zu emotional reagierte, hatte man schon das Etikett „unprofessionell“ anhaften. Ganz klar ist hier nicht die Rede von Emotionen wie Freude und Leidenschaft – die darf und durfte man ja immer zeigen und auch bei anderen kommentieren – sondern von negativ erlebter Emotionalität. Im Businesskontext sind das Ärger, Trauer, Enttäuschung und Tränen.

Je mehr heute aber über Change und Veränderungen in Unternehmen gesprochen werden darf beziehungsweise muss desto mehr beschäftigen sich Führungskräfte und MitarbeiterInnen aktiv mit ihren Emotionen. Denn Emotionen beeinflussen natürlich auch die Energie und das berühmte Commitment, die für Veränderungsprozesse wichtig und nötig sind. Und das ist der Grund, warum emotionale Führung erst jetzt und heute als Trendthema aufscheint.

Emotionale Führung - Wenn Mitarbeiter in Tränen ausbrechen

Wenn einer weint – Die Königsdisziplin der emotionalen Führung

Blickt man auf den Arbeitsalltag von Führungskräften, gibt es tausende unterschiedliche Situationen, die emotionales Feingefühl in der Führung erfordern. Eine ganz klassische Herausforderung, die auch in Coachings immer wieder und immer häufiger angesprochen wird, ist „Um Gottes Willen, ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin kommt zu mir und bricht im Büro in Tränen aus!“ Es ist ganz spannend zu sehen, wie viele Führungskräfte damit Schwierigkeiten haben. Die Reaktionen und Aussagen reichen von „Ich will sowas nicht sehen im Büro.“ bis zu „Das ist unprofessionell, das gehört sich doch nicht!“ und gemeinsam haben dabei viele, dass sie absolut nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Nun ist aber wichtig zu wissen: Nur weil jemand in meiner Umgebung emotional wird und in Tränen ausbricht, muss das mit mir als Führungskraft noch überhaupt nichts zu tun haben. Viele Führungskräfte glauben, immer in der Verantwortung zu sein und in jeder Situation etwas tun zu müssen. Und genau hier kommt emotionale Führung herein. Emotional intelligent zu führen heißt oft auch, in gewissen Situationen nichts konkret zu tun sondern einfach nur dabei zu bleiben.

 

 

Es kann heißen es einfach auszuhalten, wenn ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin ungewohnte Gefühle zeigt und vielleicht sogar einmal weint. Als emotional intelligente Menschen können wir in dieser Situation vielleicht folgenden Gedanken herleiten: Irgendetwas passiert hier gerade, das dieses Signal-Senden des Weinens auslöst und braucht. Unter Umständen kann man die Situation sogar positiv belegen und denken: Wow, die Vertrauensbasis ist offensichtlich so gut, dass der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin sich in meiner Gegenwart gehen lässt und zeigt, was ihn/sie wirklich beschäftigt.

Emotionale Führung als Chance für Unternehmen

Von Personalentwicklern aber auch von KollegInnen und MitarbeiterInnen werde ich immer wieder gefragt: Wer braucht das nun konkret? Wie erkenne ich, dass MitarbeiterInnen bei uns im Unternehmen Trainings oder Coachings zum Thema emotionale Führung brauchen? Ich stelle dann gerne eine Gegenfrage: Was kostet es, wenn ich mich mit emotionaler Führung nicht beschäftige und wenn ich gar nichts tue? Viele Unternehmen beschweren sich zum Beispiel über Themen wie den „Flurfunk“, die interne Gerüchteküche, oder darüber, dass die MitarbeiterInnen sehr oft in der Kaffeeküche oder Raucherecke stehen. Der Hintergrund dieser Phänomene liegt auf der Hand. In dem Moment, in dem sich ein Unternehmen offiziell nicht mit Emotionen auseinandersetzt, sind die „Unproduktivzeiten“ sehr viel höher weil vorhandene Gefühle und Emotionen dann nur dort zum Vorschein kommen können. In dem Moment, in dem ich als MitarbeiterIn allerdings weiß, dass es geschätzt wird, wenn ich als emotionaler Mensch agiere, dass es meine Führungskräfte aushalten, wenn ich Gefühle von mir preisgebe, in dem Moment brauche ich dafür keine Umwege und Pausen mehr. Da gehe ich zu meiner Führungskraft oder auch zu Kollegen und lasse raus, was mich beschäftigt – ob das Freude ist, ob ich sage „Das geht mir jetzt auf die Nerven!“ oder ob ich etwas nicht nachvollziehen kann und das direkt anspreche.

 

Ganz überspitzt kann man also sagen, dass sozial intelligente MitarbeiterInnen und damit Emotionen die raus dürfen und nicht versteckt oder verdrängt werden müssen, Zeit sparen und somit gleichzeitig eine Kostenersparnis für Unternehmen sind.
Emotionale Führung Gastartikel - Alexandra Sock

Gastbeitrag

Dieser Artikel wurde von Alexandra Sock für unseren Blog verfasst. Sie lebt aktuell in Wien, ist Managing Partner bei MDI Management Development International sowie leidenschaftliche Trainerin, Beraterin und Coach mit langjähriger Erfahrung in den unterschiedlichsten Branchen. Führen mit emotionaler Intelligenz ist seit langem Bestandteil ihrer Trainings – ab Herbst 2016 auch im offenen Training.

Was bedeutet emotionale Intelligenz in der Führung?

Trainerin Alexandra Sock hat dazu folgenden intuitiven Ansatz: „Das Spannende an emotionaler Intelligenz und emotionaler Führung ist: Wir können das alle! Wir wissen alle, was genau das bedeutet und wie es geht, wir haben es nur verdrängt beziehungsweise verlernt. Warum wir das alles bereits wissen? Dazu müssen wir uns nur Kinder ansehen. Bei Kindern sind Reaktionen auf Emotionen sofort und ungefiltert vorhanden. Dann kommt Erziehung, kommt Konditionierung, später Regeln und Anleitungen, wie man als Führungskraft sein sollte und so weiter und so fort. All das überlagert unsere angeborene Kenntnis und Fähigkeit, emotional intelligent zu reagieren.“

Emotionale Intelligenz trainieren

Speziell für Führungskräfte bietet Alexandra Sock ab Herbst 2016 das Training Führen mit emotionaler Intelligenz an. Es ist gleichzeitig eine Einladung und Möglichkeit über das weit verbreitete Nicht-Zulassen und Verdrängen von Emotionen nachzudenken und zu überlegen „Wie weit kann ich Emotionen vielleicht doch zulassen?“ , „Was kann ich Positives aus einer emotionalen Reaktion herausnehmen oder lernen?“ oder „Wie kann ich lernen, die emotionalen Reaktionen von anderen anzusprechen?“.

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