Laterales Führen bedeutet Führen ohne disziplinarische Macht inne zu haben. Die Spezies der lateralen Führungskraft findet immer mehr Einzug in die Rollen-Verteilung in Unternehmen und mit ihr die Herausforderungen, die im täglichen Arbeitsalltag lauern aber auch die Chancen, die diese Rolle mit sich bringt.
Um als laterale Führungskraft erfolgreich zu sein, braucht es eine breite Palette an Skills und Fähigkeiten die weit über die Anforderungen an klassische Führungskräfte hinausgehen um potentielle Widerstände aus dem Weg zu räumen, Mitarbeiter für sich zu gewinnen und Projekte und Aufgaben mit komplexen Teams zu meistern. Erfolgreiche laterale Führungskräfte haben den Begriff der Super-Spezies also redlich verdient. Im Folgenden eine Beschreibung der aufstrebenden Art Laterale Führungskraft.
Laterale Führungskraft: Merkmale
Ähnlichkeiten zur klassischen Führungskraft mit Vorgesetztenfunktion bestehen natürlich. Von einer lateralen Führungskraft spricht man aber dann, wenn folgende Merkmale gegeben sind
- Führungsfunktion ohne formale Macht und Positionsautorität
- meist hohe Umsetzungsverantwortung
- steht in der Regel unter hohem Ergebnisdruck
- mit komplexen Teams und Arbeitsgruppen konfrontiert (abteilungs- und firmenübergreifend, oftmals auch international, „virtuelle Teams“)
- Mit verschiedensten Intentionen, Zielen und Absichten im Team konfrontiert
Unterarten & Bestand
Laterale Führungskraft fungiert als Überbegriff für vier Unterarten oder auch Rollen dieser Spezies. Je nach Einsatz und Aufgabengebiet kommen vor
- Fachführungskraft
- ProzessverantwortlicheR
- ProjektleiterIn (die verbreitetste Unterart)
- VerhandlerIn am Tisch
Der Bestand der lateralen Führungskraft in Unternehmen ist bereits relativ hoch und noch im Steigen begriffen. Das lässt sich aus einer Umfrage unter Personalisten und HR-Experten ableiten: 62,8% der Befragten geben etwa an, dass die laterale Rolle der Fachführung mit Projekten innerhalb des Fachs schon seit 3-5 Jahren in ihrem Unternehmen vertreten ist. 89% sind außerdem der Meinung, dass die Bedeutung der lateralen Führungskraft im Unternehmen in den nächsten 5-10 Jahren zunehmen oder sogar stark zunehmen wird.
Lebensraum
Lebensraum der lateralen Führungskraft ist das moderne Unternehmen geprägt von flachen Managementstrukturen, Matrixorganisationen und steigendem Projektcharakter von Aufgaben.
Internationale Zusammenarbeit und Führen von „virtuellen Teams“ heben die örtliche Begrenzung des Lebensraums gänzlich auf und verschärfen gleichzeitig die Anforderungen an Skills und persönliche Kompetenzen an jene, die ohne formale Macht führen sollen.
Verhalten
Führen ohne Macht stellt hohe Anforderungen an das Individuum, das diese Aufgabe erfolgreich meistern will. Ständige Weiterentwicklung und Arbeiten am eigenen Verhalten sind Voraussetzung, um als laterale Führungskraft zu bestehen. Ein Auszug aus Verhaltensweisen und Fähigkeiten:
- Ausgeprägtes Maß an Selbstführungskompetenz
- Strategisches Geschick
- Ziel- und Ergebnisorientierung
- Problemlösungskompetenz
- Verständnis dafür, wie das Unternehmen funktioniert
- Gute Menschenkenntnis und Beurteilung von individuellen Fähigkeiten und Schwächen
- Kommunikative Kompetenz & diplomatisches Geschick
- Konfliktfähigkeit
- Kann Mitarbeiter für sich gewinnen und Commitment schaffen
- Hohe soziale Kompetenz
Bedrohung und natürliche Feinde
Die natürlichen Feinde der lateralen Führungskraft im Unternehmen lauern überall: Im Projektmeeting, hinter der nächsten Bürotür, beim Skype-Call, beim Feedback-Gespräch und bei vielem mehr. Sie zeigen sich als fehlendes Commitment der Mitarbeiter, als Ressourcenknappheit, als Linienvorgesetzte die in die entgegengesetzte Richtung arbeiten, als nicht eingehaltene Zusagen von Projektmitarbeitern und als destruktive Machtspiele.
Aber nicht nur im Umfeld lauern Bedrohungen, auch bei sich selbst können Gefahren für die laterale Führungskraft bestehen. Und zwar dann, wenn wichtige Skills fehlen. Fachliche Kompetenz vorausgesetzt gibt es eine Vielzahl an potentiellen Problemfaktoren wie etwa zu viele Prioritäten, fehlendes Durchsetzungsvermögen, fehlende Empathie und geringe Kommunikationsstärke, mangelnde Selbstreflexion, Angst vor Veränderung, Engstirnigkeit oder schlichtweg fehlende Teamfähigkeit.
Sie haben Fragen oder Anmerkungen zur Super-Spezies? Kontaktieren Sie uns.