Viele Führungskräfte stellen sich heute vermehrt die Sinnfrage: Warum mache ich das, was ich mache? Welchen Beitrag leiste ich? Welchen Sinn hat das alles? In einer Zeit, in der die Veränderungsgeschwindigkeit enorm ist und kaum noch was Bestand zu haben scheint, ist es nur natürlich, sich mit solchen Fragen auseinander zu setzen. Unternehmen können Ihren Führungskräften und Führungskräfte Ihren MitarbeiterInnen bei dieser Sinnsuche behilflich sein und gleichzeitig Engagement für den Arbeitsbeitrag fördern.
Über die Autorin
Anita Berger ist MDI Managing Partnerin und begleitet seit vielen Jahren Unternehmen international und aus allen Branchen als Beraterin in der Organisationsentwicklung, als Führungskräftetrainerin und Coach. Beim Thema Agile Führung ist ihr Spezialgebiet vor allem Mitarbeiterengagement und Motivation 3.0. Als zertifizierte Trainerin bietet Sie den Original Drive Workshop nach Daniel H. Pink an, unter anderem als Wissenssprint im Zertifikatslehrgang Agile Führung.
Agil führen – Beweglich sein & motivieren
Agile Führung heißt für mich beweglich sein und beweglich bleiben. Die Rahmenbedingungen in Unternehmen, Teams und Projekten ändern sich heute so schnell, dass es oft nicht möglich ist, proaktiv zu agieren – man muss reagieren. Und das schnell. Beim agilen Führen geht es vor diesem Hintergrund darum, beweglich zu sein und beweglich zu bleiben. Wo immer es möglich ist darf und soll man natürlich trotzdem proaktiv planen und agieren. Aber zentral ist aus meiner Sicht heute, dass man schnell, konstruktiv und produktiv reagieren und sich Gegebenheiten anpassen kann als Führungskraft.
Eine erfolgreiche Führungskraft schafft außerdem Rahmenbedingungen, so dass MitarbeiterInnen, die von sich aus in Ideen und Lösungen anstatt in Problemen denken, die über den Tellerrand hinaus blicken und konstant Möglichkeiten und Optionen ausloten. Tempo und Komplexität machen es unmöglich, dieses Verhalten immer anzuordnen, das heißt die MitarbeiterInnen brauchen ein hohes Maß an Eigenengagement und Eigenverantwortung. Denn die Arbeit in unserer schnelllebigen Zeit ist anstrengend, sicher nicht immer „easy-cheesy“ und entspannend und hat durchaus mit erhöhtem Pulsschlag zu tun. Dafür braucht man als Führungskraft MitarbeiterInnen, die das Warum hinter Aktionen und Projekten verstehen und daran glauben um aus eigenem Antrieb die berühmte Extrameile zu gehen und zu Höchstleistungen zu gelangen.
It’s all about purpose
In diesem Zusammenhang spielt der Purpose, also der Zweck eine entscheidende Rolle. Im Idealfall ist es so: Es gibt einen klar formulierten Unternehmens-Purpose, einen starken Unternehmenszweck, der auch den MitarbeiterInnen bekannt ist. Diesen Unternehmenszweck können MitarbeiterInnen reflektieren und stellen dabei eine Schnittmenge fest zwischen dem, was ihnen selbst wichtig ist und was Sinn und Zweck der Organisation ist. Und mit dieser Überschneidung wissen sie in weiterer Folge auch um ihren Beitrag zum großen Ganzen Bescheid.
Ja natürlich, es wird Fälle geben, in denen der Unternehmenszweck zum Beispiel zu weit weg oder nicht greifbar genug ist, um als MitarbeiterIn den eigenen Beitrag definieren zu können. Dann braucht es ein Runterbrechen auf die Organisationseinheit beziehungsweise Zelle, die für jedes einzelne Teammitglied relevant ist und da dann wieder den Abgleich: Wie passt das zusammen? Was ist der Person wichtig?
Ich denke bei der Umsetzung von all dem in Unternehmen ist noch Potenzial, v.a. was den bewussten Abgleich und einen bewussten Austausch zwischen persönlichem Purpose und Purpose der Organisation betrifft.
Viele Führungskräfte sind heute auf der Suche: Warum tue ich das, was ich tue? Welchen Beitrag leiste ich?
Praktischer Einstieg in die Thematik
Wer jetzt vielleicht beginnen möchte, sich mit dem Thema zu beschäftigen kann starten mit Fragen wie: Was versteht denn unsere Organisation überhaupt unter Purpose? Wie greifbar ist dieser und wie sehr kann hier eine echte Auseinandersetzung stattfinden? Ist es etwas, das auf einem Marketing-Folder steht oder assoziiere ich als Führungskraft, als Geschäftsführer, als Vorstand mehr damit?
Und dann ist es wichtig, die Auseinandersetzung zu suchen im Sinne von Fragerunden, Diskussionen. Es geht um einen bewussten Prozess, in dem sich MitarbeiterInnen mit dem eigenen Purpose beschäftigen und gleichzeitig mit dem des Unternehmens und aktiv nach Reibungspunkten und Gemeinsamkeiten zu suchen. Es kann passieren, dass dabei jemand sagt: Mein Purpose geht doch mein Unternehmen nichts an, das ist privat. Das muss man natürlich respektieren und als Führungskraft dann zumindest sicherstellen, dass die entsprechenden Teammitglieder den eigenen Beitrag, den sie zum Unternehmenspurpose durch ihre Arbeitsaufgaben leisten, erkennen und dadurch Sinn finden und in weiterer Folge Engagement gewinnen.
Engagement Konzept – Drive nach Daniel H. Pink
Ein Konzept, das ich gerne nutze um mit Führungskräften und Teammitgliedern zu reflektieren und an Motivation und Purpose zu arbeiten ist das Drive Konzept nach Bestsellerautor Daniel H. Pink. Aus meiner Sicht kann es vor allem Klarheit geben in einem Themenkomplex, der mitunter abgehoben und schwer greifbar ist. Und es liefert wertvolle Erkenntnisse durch eine Standortbestimmung: Wo stehe ich? Wie ist meine Passung zum Unternehmenszweck? Was würde es noch brauche, damit die Passung besser ist?
Ein Beispiel: Ich habe mit einer Gruppe an Führungskräften im Seminar damit gearbeitet und wir haben einen Nachmittag lang ganz intensiv darauf geschaut: Was ist mein eigener Purpose? Wie fällt dieser mit dem Unternehmenspurpose zusammen? Eine Teilnehmerin hat dann beispielsweise festgestellt, dass sie ihren eigenen Purpose ganz klar von dem des Unternehmens abgrenzt, und sie hat gleichzeitig erkannt, dass diese durchaus einiges an Anstrengung erfordert. Sie hat sich in der Folge die Frage gestellt, wo es eine gemeinsame Schnittmenge geben könnte, und mit wieviel Kraft und Energieaufwand sie hier eine Brücke schlagen kann.
Und genau solche Reflexionen erlebe ich als extrem wertvoll für TeilnehmerInnen wie für Unternehmen. Es bietet einen echten Mehrwert, einen Moment inne zu halten und in die Tiefe zu gehen um auf der einen Seite Klarheit, aber vor allem Motivation und Engagement für die täglichen Herausforderungen zu gewinnen.
Das Drive Konzept zusammengefasst
Beim Drive Konzept geht es neben Sinnerfüllung, also Purpose, auch um Selbstbestimmung (Autonomy) und Perfektionierung (Mastery) als Stellhebel für Engagement.
Mehr über das Drive Konzept erfahren Sie in diesem Video und in Daniel H. Pinks Buch
„The Surprising Truth About What Motivates Us.“
Was hilft Ihnen als nächstes?
Erfahrungsbericht: MDI Autonomy Day
Viele Unternehmen sind der Meinung, dass vor allem monetäre Anreize ihre MitarbeiterInnen motivieren. Daniel H. Pink, New Yorker Bestseller Autor, beweist anhand beeindruckender Beispiele das Gegenteil. Doch wenn Geld die MitarbeiterInnen nicht motiviert, was ist es dann? Wir haben uns im Rahmen des ersten MDI Autonomy Days auf die Suche nach Antworten begeben und sind zu spannenden Ergebnissen gekommen.
News: European Leadership Awards 2018
Gut und verantwortungsvoll zu führen ist relevant, und zwar für das eigene Team, das direkte Umfeld, das Unternehmen und letztlich auch für die ganze Welt. Die Gewinner der diesjährigen European Leadership Awards sind beeindruckende Beispiele dafür, welchen Impact sie auf viele Bereiche unserer Gesellschaft haben.
Denk-und Entwicklungsansätze: Unternehmen in der digitalen Transformation
Viele Führungskräfte stehen vor derselben herausfordernden Frage: wie kann ich mein Unternehmen erfolgreich durch die digitale Transformation führen und wie wirkt sich die digitale Revolution auf mich als Führungskraft aus? Klar ist: es braucht einen neuen, zeitgemäßen Führungsstil. Agile Führung kann ein Weg sein, um als Führungskraft heute (und morgen) erfolgreich zu sein.