Seit Jahrzenten gibt es Führungsprogramme für Führungskräfte und Verkaufsprogramme für Verkäufer. Für das Thema Expertenentwicklung gab und gibt es heute allerdings verhältnismäßig wenig Spezifisches. Und das obwohl diese Mitarbeitergruppe in unserer heutigen Knowledge Society immer wichtiger wird und Unternehmen den entscheidenden Innovationsvorteil bringen kann.

Die Wissensgesellschaft und ihre Missionare

Wir leben mittlerweile in einer Wissensgesellschaft. Experten als die Träger des Know-hows wurden zu einem Schlüsselproduktionsfaktor. Man braucht sich nur die Tatsache anzusehen, dass ein Programmierer mitunter mehr verdienen kann, als der Präsident der Europa Division des gleichen Unternehmens. Wenn ein IT-Experte eine besonders wertvolle und am Markt nachgefragte Software oder eine „Killer-App“ programmiert, bringt das dem Unternehmen mitunter mehr Einnahmen, als ein Topmanager beitragen kann.

Für Unternehmen ist es daher wichtig, das Experten-Know-how bestmöglich zu nutzen und im Unternehmen zu halten. Damit dies gelingt, darf das nicht nur für das Unternehmen Vorteile haben, sondern es muss auch für die Experten selbst attraktiv sein.

Unternehmensvorteile genieren und sichern

Schon als ich in den 90iger-Jahren als Personalleiter gearbeitet habe, diskutierten wir unter HR-Kollegen die Notwendigkeit von Experten-Entwicklungsprogrammen. Aber bis zum heutigen Tag gibt es wenige Beispiele für professionell begleitete Expert Careers.

Das ist die sich bietende Chance für die Unternehmen, denen es gelingt, in diesem Bereich etwas Attraktives aufzusetzen. Sie positionieren sich damit als attraktiver Arbeitgeber für die spannendsten Experten in der eigenen Branche und können die besten Leute halten. Die Wissensträger sind schließlich auch gefundenes Fressen für Head Hunter. Somit erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit, einen Innovationsvorsprung aufzubauen und zu sichern.

Das Thema Innovation ist momentan strategisch betrachtet das wahrscheinlich wichtigste Thema in vielen Branchen. Die Zeiten, in denen hauptsächlich produziert wurde, sind zumindest in Europa vorbei. Die lohnkostenintensive Industrie ist am Aussterben. Gleichzeitig wächst die intelligente Dienstleistungs- und Know-how-Produktion.

Nutzen für ExpertInnen selbst

Die Experten stehen hier einer besonderen Herausforderung gegenüber. Denken wir einmal an die Erfinder im Laufe der Geschichte. Wenigen Erfindern ist es gelungen ihre eigenen Erfindungen selbst zu Geld zu machen. Das waren meist andere Personen mit Fähigkeiten im Bereich Kommunikation, Sozialkompetenz und Verkauf.

Diese Rollentrennung kann ja auch Sinn machen. Wer sich ganz auf die technische Herausforderung konzentriert und weniger Zeit auf das Pflegen sozialer Beziehungen verwendet, hat mehr Energie und Zeit zur Verfügung, die er voll und ganz auf die eigene Expertise und das eigene Schaffen konzentrieren kann. Auf diese Art und Weise dringen leidenschaftliche Experten meist tiefer in die Materie ein, als andere Mitarbeiter. Trotzdem ist es oftmals auch für sie frustrierend, wenn andere sich die eigenen Ideen zum Vorteil machen oder wenn die eigenen Ideen keine Wachstumsmöglichkeit haben, sich im Unternehmen nicht entwickeln können. Viele Experten wünschen sich daher – insgeheim oder bewusst – die eigenen Ideen, Projekte, Vorhaben voranzutreiben und am Erfolg teilhaben zu können.

Und hier wird es spannend. Experten sind auch Führungskräfte – nicht im hierarchischen Sinne, aber sie führen lateral. Um ihre eigenen Projekte voranzutreiben, brauchen sie die Fähigkeit Commitment zu gewinnen, Auch die Unternehmen haben ein Interesse daran, dass Experten in der Lage sind, nötige Ressourcen für ihre Vorhaben zu gewinnen.

Nehmen wir das Beispiel von Kodak und der Digitalfotografie. Diese Technik wurde im Unternehmen von einem angestellten Experten erfunden, allerdings nicht umgesetzt, weil weder Commitment noch Ressourcen geschaffen wurden. Kodak ging einige Jahre später in Konkurs und andere Unternehmen wurden mit genau dieser Erfindung groß und reich.

Expertenentwicklung für die Zukunft

Bisher hat sich die Lern- und Entwicklungsbranche hauptsächlich auf Führungskräfte und Verkäufer konzentriert. Jetzt ist es aufgrund der Knowledge-Society an der Zeit, die Experten in ihrer Entwicklung zu unterstützen und somit diese Erfolgspotentiale stärker zu nutzen. Das Konzept der lateralen Führung trägt dazu bei, dass

– zukunftsweisende Ideen und Konzepte umgesetzt werden,
– dass sich intelligentes Know-how durchsetzen kann und somit
– Innovationsvorteile fürs Unternehmen generiert werden.